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Bergbohnenkraut/Winter-Bohnenkraut (Satureja montana)

Aktualisiert: 28. Sept. 2022


Sommer-Bohnenkraut / Gartenbohnenkraut (Satureja hortensis)

Saturey, Pfefferkraut

Das schöne Bohnenkraut mit seinem charismatischen Duft und Geschmack ist wie der Lavendel, der Rosmarin und der Thymian, ein Vertreter der südländischen Delegation unter den Heilpflanzen.


Ursprünglich war es in Südeuropa und der Mittelmeerregion zuhause. Den Römern war es bereits ein beliebtes und vielverwendetes Würz- und Heilkraut und so wie ihr Reich expandierte mit den römischen Legionären, die auf ihren Eroberungszügen sicher nicht auf die heimische Küche verzichten wollten, auch das Bohnenkraut in entfernte und fremde Gefilde.

Reisende und kräuterkundige Benediktinermönche erkannten es als eine wirksame Heilpflanze und brachten es im Mittelalter über die Alpen, um es in ihren Klostergärten zu kultivieren. Auch Kaiser Karl der Große aus dem 8. Jahrhundert schätzte scheinbar nicht nur die besondere Würze des Bohnenkrautes, sondern wusste auch um seine heilsamen Kräfte. In seiner Landgüterverordnung Capitulare de villis wurde der Anbau von Bohnenkraut und weiteren 72 Heil- und Gartenpflanzen auf den kaiserlichen Gütern vorgeschrieben, wenn es die klimatischen Gegebenheiten zuließen.

Sein lateinischer Name Satureja hat zwei vermutete Ansätze. Zum einen aus der Ableitung des Wortes satus für Saat oder Pflanzung, eine ebenso stimmige Ableitung könnte vom Wort saturo für sättigend herrühren, da Bohnenkraut schon damals für seine verdauungsfördernde und blähungswidrige Wirkung und seiner Unterstützung nach dem Verzehr schwer verdaulicher Nahrung, wie zum Beispiel Bohnen und andere Hülsenfrüchte, bekannt war.

In alten Zeiten wurde das kräftig herbe Bohnenkraut mit seiner leicht scharfen Nuance zum Würzen auch als Pfefferersatz verwendet, da Pfeffer selbst für das einfache Volk unerschwinglich war, daher stammt auch sein volkstümlicher Name Pfefferkraut.


Das Berg- oder Winterbohnenkraut hat eine intensivere Note als das Sommerbohnenkraut, da die für den recht herben und würzigen Geschmack und Geruch verantwortlichen ätherischen Öle, insbesondere Thymol und Carvacrol, mit deren geschmacksbildenden Pinenen, sowie andere wichtige Inhaltsstoffe wie Gerb- und Bitterstoffe, reichhaltiger in ihm vorhanden sind. Daher spielt das Bergbohnenkraut in der Heilkunde eine gewichtigere Rolle als Arzneipflanze.

Mir persönlich ist das Bohnenkraut eine sehr lieb gewordene Heilpflanze, die ich fast täglich in meiner Küche verwende. So würze ich Gemüse bereits beim Kochen mit ihm, Liebstöckl, Thymian und nach Lust und Laune anderen feinen Kräutern.

Noch mehr Einsatz findet bei mir das Bohnenkraut als Nerven-Remedium in meiner täglichen Kanne Heiltee, den ich vorsorglich – gegen - oder im Falle eines Falles – bei Überreizung, Angst und Panik, geistiger Erschöpfung, Nervosität und Unruhe trinke.

Hier mal die Zutaten für meinen «Nur die Ruhe bewahren, Maren – Tee» ohne Angaben von Mengen, weil ich einerseits meinen Tee sehr stark zubereite und die einzelnen Pflanzen intuitiv und je nach Situation dosiere und ich andererseits Dosierungen für etwas sehr individuelles halte. Die Pflanzen sind nicht immer alle gleichzeitig im Tee. Eben mal so und mal so...



Bohnenkraut

Basilikum

Süßholz


zusätzlich oder wahlweise kommen mit hinzu:

Baldrian

Hopfen

Liebstöckel (Wurzel)

Weißdorn (Blätter und Früchte)


Die Heilwirkung des Bohnenkrauts bei:

Störungen und Belange im Verdauungstrakt, vornehmlich Leber und Galle

Magenbeschwerden- und Krämpfe

Blähungen

Durchfall

Husten

Hautunreinheiten (z.B. Akne, fettige Haut oder Hautirritationen)

Hautentzündungen

Insektenstiche

Stoffwechselerkrankungen, Rheuma, Gicht

Nervösen Störungen, Unruhe, mentaler Erschöpfung, Angst und Panik

Kopfschmerzen

Menstruationsbeschwerden (ausbleibende, unregelmäßige und schwacher Menstruation)

Libido-Störungen

Bohnenkraut wirkt:

schleimlösend

verdauungsfördernd

stoffwechselregulierend

hormonstimulierend

adstringierend (zusammenziehend)

aphrodisierend

desinfizierend*

entzündungshemmend*

antibakteriell*

antioxidativ*

*In einer Studie von Roberta Piccaglia und Kollegen werden die antibakterielle und antioxidative Eigenschaften von mediterranen Pflanzen, darunter auch Bohnenkraut, erläutert. Der hohe Anteil an Carvacrol und Thymol sei demnach dafür verantwortlich, dass das Wachstum verglichener Organismen gehemmt werden.

Brisanz erhält die Auszeichnung der antibakteriellen Wirkung des Bohnenkrauts mit Blick auf die Bekämpfung von Krankenhauskeimen. Bereits seit den 1960er Jahren wird darauf hingewiesen: Ätherische Öle wirken sich positiv und vor allem antibakteriell auf die Raumluft aus.

„Eine Schweizer Untersuchung („Reinhaltung der Innenraumluft und Hygienisierung von Lüftungsanlagen mit ätherischen Ölen“) erbrachte das Ergebnis, dass die Einspeisung ätherischer Öle (in diesem Fall Bohnenkraut) in Lüftungsanlagen nachweislich antibakteriell und damit reinigend wirkt“.

Die Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle, Thymol und Carvacrol

Terpene, wie Pinene

Bitterstoffe (ß-Sitssterin, Carcacol, Citral, Cymol, Dipenten)

Gerbstoffe (Kampfer, Phenol, Ursolsäure)

Phytosterine

Schleimstoffe

In der Astromedizin untersteht das Bohnenkraut, sowie alle Gewürzkräuter der Regentin Sonne.


Samuel Hahnemann APOTHEKENLEXIKON

«Das Kraut (herb. saturejae), welches einen schärflich bitterlich gewürzhaften Geschmack und aromatischen Geruch hat, ist als ein Nerven erweckendes, Verdauung beförderndes Mittel in ältern Zeiten angerühmt worden; man erhält in der wässerigen Desillation etwas ätherische Oel daraus»

Hildegard von Bingen PHYSICA

Cap. 155. S a t e r e i a (Satureia hortensis). Saturei (Bohnenkraut) ist mehr warm als kalt, ein Pulver aus Saturei, etwas Salbei und Kümmel wird im Trank "honigwurtz" bei heftiger Gicht empfohlen.

P. A. Matthioli KRÄUTERBUCH «Saturey ist zur Speiß ganz bequemlich / des gemeinen Manns Gewürz bey Fleisch und Fischen gekocht / gibt ein liebliche Schärpffe / darmit sie den lust und begierd zum essen erweckt / stärckt das däwen im Magen / benimpt den vngelust und das wüllen / bringt die vnkeusche begierde / darumb etliche menuen [meinen] / sie haben den Name von den Satyris [griechische Fruchtbarkeitsgeister].

Man pflegt die dürre Saturey vnter die Würste zu hacken / werden also anmutiger / vnd gesunder zu essen. Man kocht sie auch mit den Erbsen / vnd andern leguminibus oder Hülsenfrüchten / dann sie benemmen ihnen die Blähung.

Das Kraut in Ochsenzungenwasser gesotten / vnd darvon getruncken / kompt denen zu hülff / welche in Ohnmacht fallen.

Ein beivehrte Artzney für die Fraiven [Frauen] / welche sich sämnen an ihrer Zeit (Menstruation)/ die sollen Saturey in Maluasier [Malvasier, eine Weinrebensorte] sieden / und darvon alle Tag früe trincken / so gewinnen sie ihre natürliche Kranckheit / vnd werden wolgereinigt. Über etze dann sie solche Arztney gebrauchen / sollen sie zuvor ein purgation [Ausleitungsverfahren zur Entgiftung über den Darm] / darmit der Schleim durch die Stuhlgänge außgeführet werde / eyngenommen haben.»

P. A. Mattioli


Quellen: heilpraxisnet.de, bohnenkraut.eu, kraeuter-buch.de

Photo: Wouter Hagens

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