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AutorenbildMaren Kunst

Der EIBISCH Althaèa officinalis

englisch: MarshMallow

volkstümliche Namen: Heilwurz, Sametpappel


Der hübsche Eibisch mit seinem samtweichen Blätterkleid ist ein Familienangehöriger der MalvenGewächse. Dem Menschen eine Augen- und den Bienen und Hummeln eine NektarWeide, ist der Eibisch im Kräutergarten mit seinen stattlichen ein bis eineinhalb Metern eine wahre Größe unter den Pflanzen und Sträuchern. Es ist Anfang Juli (2024) und ich kann es gar nicht abwarten, bis seine prallen hellgrünen Knospen sich zu hunderten von leuchtend weißen Blüten entfalten und er dann nicht nur von mir sondern auch von den Schmetterlingen, Bienchen und Hummelchen leidenschaftlich umschwärmt wird.

Aber auch vor und auch nach seiner schönen BlüteZeit ist mir der Eibisch eine liebgewordene Pflanze. Gerne schnappe ich mir eins seiner weichen und fluffig behaarten Blätter und bevor ich es mir genüsslich aber auch wissend um seine heilenden Kräfte in den Mund stecke, streiche ich es über meine Wangen oder über mein Kinn und freue mich über den flaumigen Kitzel.

Der Name Eibisch lässt sich auch in den älteren Formen der deutschen Sprache aus dem Griechisch-Lateinischem für ibiscum, eben Eibisch ableiten. Althaèa ist abgeleitet von dem griechischen Wort aldaino, für fördern und deutet auf seine auswurffördernde und wundheilungsfördernde Heilwirkung hin.

Der Zusatz officinalis weist bei Pflanzen bereits auf ihre Anwendung als Heilpflanze hin. Man findet diese Bezeichnung auch beim Salbei (Salvia officinalis), bei der Zitronenmelisse (Melissa officinalis) oder dem Rosmarin (Rosmarinus officinalis), dem Eisenkraut (Verbena officinalis) und der Ringelblume (Calendula officinalis) Offizin ist ein alter Ausdruck für den Laborraum einer Apotheke, der auch heute noch für den Verkaufsraum einer öffentlichen Apotheke benutzt wird.


Die ursprüngliche Heimat des Eibischs erstreckt sich von den Weiten der Steppen Südrusslands und Kasachstans bis zum Altai Gebirge. Im Westen ist er in Südeuropa vom Balkan über Italien bis zur Iberischen Halbinsel beheimatet.

Doch wegen seiner hervorragenden Heileigenschaften hat der Eibisch es auf der nördlichen Halbkugel aber vielleicht auch auf der südlichen weit gebracht. Durch wandernde und fahrende Ärzte, die ihn aus seiner Heimat mitbrachten, und Heilkundigen und Patienten anderswo empfahlen, schlug er überall dort Wurzeln, wo man ihn zu schätzen wusste. So tat es zum Beispiel auch Kaiser Karl der Große aus dem 8. Jahrhundert, der auch anderen Heilpflanzen in seiner Landgüterverordnung Capitulare de villis zu Bekanntheit und Beachtung verhalf und anordnete das Eibisch in den Gärten angebaut werden soll, wenn es die klimatischen Bedingungen zuließen. Der Eibisch bevorzugt die salzhaltigen Böden, gerne auch küstennaher Gebiete, kommt aber auch mit anderen Böden recht gut zurecht.


Die antiken Ärtze Dioskurides, Hippokrates und Theophrast erwähnen und beschreiben einen Althaèa in ihren Werken. Bislang ist allerdings unklar, ob es sich in ihren Beschreibungen um den hiesig bekannten Eibisch, eine Malvenart oder vielleicht auch ein hyprides Gewächs handelt. Theophrasts Althaéa ist gelb blühend und Dioskurides' rosa-blütig. Er verwendete die besagte Pflanze bei Harnverhalt, Durchfall, Steinleiden, inneren Verletzungen, Nerven- und Zahnschmerzen. Hippokrates lobte den Eibisch als Wundheilmittel.

Allen Quellen zu folge und damit sei auch noch einmal auf die Übersetzung von Althaèa „fördern“ hingewiesen, benutzten die alten Ärzte den Eibisch wegen seiner erweichenden, lösenden und Eiterungen zur Reife bringenden Wirkung. Auch Paracelsus verwendete den Eibisch als Abszess-erweichendes und reinigendes Mittel.


Der Eibisch als Heilpflanze

Für pflanzliche Arzneimittel werden vor allem die Wurzel, die Blätter und die Blüten des Eibischs verwendet.


Zubereitung von Eibisch:

Es wird erwähnt und empfohlen, Eibisch in wässrigen Medien, also als Tee, Infuse oder Aufguss kalt zuzubereiten. Das geht vielleicht auf Pfarrer Kneipp zurück, denn vor ihm hat so viel ich weiß, kein anderer Heilkundiger oder Arzt die Schleimabsonderung beim Kochen von Eibisch beanstandet. Er ging soweit, dieses als unappetitlich zu beschreiben und daher den Eibisch nicht empfahl. Eibisch gibt beim Erwärmen oder Kochen natürlich seine Schleimstoffe (bei der Wurzel ist es immerhin die Hälfte ihrer Substanz) und Stärke ab und der Aufguss oder Tee, je nachdem wie viel Eibisch man hinein gibt, wird dann zu einem milchig-trüben bis hin seifig-schleimigen Sud. Für mich kann ich sagen, dass ich gerade bei Erkältung, trockenem Husten und gereizten Schleimhäuten diesen warmen und seifig-schleimigen Abgang beim Trinken eher wohltuend und lindernd empfinde. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Es wird auch gesagt, dass das Extrakt des Eibischs beim Nichtkochen, eigentlich genau wie bei allen anderen Pflanzen, konzentrierter ist als beim Kochen. Trotzdem bevorzuge ich den Eibisch als Hustenstiller im warmen Getränk.


Die HeilWirkung des Eibisch

Seine medizinische Wirkung verdankt der Eibisch seinem hohen Gehalt an pflanzlichen Schleimstoffen.  Als sogenannte Schleimdroge (Muzilaginosum) eignet er sich besonders bei entzündlichen Atemwegserkrankungen und wird bevorzugt in der Anfangsphase von Erkältungen eingesetzt.  Meist werden die Eibischwurzeln für die Herstellung pflanzlicher Arzneimitteln verwendet, da der Schleimstoffgehalt dort höher ist als in den Blättern.

Die griechischen Ärzte Hippokrates und Dioskurides setzte Eibisch zur Behandlung von

Zahnschmerzen,

Harnwegs- und Darmerkrankungen sowie

Brandwunden,

Stichen und Abszessen ein.


Heute wird der Eibisch vorwiegend zur Behandlung gereizter und entzündeter Schleimhäute verwendet. Das Malvengewächs entfaltet sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet seine Heilkraft. 

Innerlich:

akute Atemwegserkrankungen,

Heiserkeit

leichte Entzündung der Magenschleimhaut.

Entzündungen im Mund- und Rachenraum

Reizhusten und trockener HustenKeuchhusten


Äußerlich:

Leichte Entzündungen der Haut und Schleimhaut

Erweichung von Wunden und Ekzemen

Seborrhoisches Ekzem (Schuppenbildung)

Zahnen bei Babys und Kleinkindern


Eibisch wirkt:

reizlindernd und antitussiv ( hustenreizlindernd)

magenschleimhautschützend. Seine Schleimstoffe puffern Säure und bewirken eine Reizlinderung bei einer Magenschleimhautentzündung oder Magenschleimhautreizung.

entzündungshemmend

schleimhautschützend

wundheilungsfördern

erweichend und feuchtigkeitsspendend (Haut und Schleimhaut)


Die InhaltsStoffe des Eibisch

Der Eibisch besitzt einem hohen Gehalt an natürlichen Schleimstoffen. Vergleicht man ihn mit seiner Verwandten der Malve, so kann der Eibisch mit einem dreifachen Gehalt an Pflanzenschleimen aufwarten.Besonders seine fleischig schleimigen Wurzeln enthalten spezielle Schleimzellen. Die Inhaltsstoffe in den Blättern und Blüten unterschieden sich wesentlich von denen der Wurzel.


So enthalten die Blätter und Blüten des Eibischs:

Schleimstoffe (bis zu 5%),

Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) sowie

ätherische Öle und Gerbstoffe.

Die Wurzel hingegen ist reich an

Schleimstoffen (bis zu 35%)

Pektin (pflanzliches Geliermittel) und

Stärke


Eibisch für die Haut

Ähnlich des Beinwells hat der Eibisch eine ausgesprochen resistente fleischig-wässrige-schleimige Wurzel, die sich auch bei ausgesprochen markanten Bodenbeschaffenheiten durchzusetzen vermag und dabei ihre Feuchtigkeit in der Konstellation ihrer Beschaffenheit durch Inhaltsstoffe gut zu schützen weiß. Das kann man sich von beiden Pflanzen gerne durch Hautpflege aus ihnen, also den Wurzeln, etwa Creme, Lotion oder Salben zu nutze machen und sich damit bei schroffen Wetterbedingungen, etwa trockene Hitze oder Kälte schützen.

Eibisch als Nahrung und Leckerei

Insbesondere in Zeiten von Nahrungsknappheit und Hungersnöten hat man früher die Wurzeln, die zuerst gekocht und dann gebraten wurden, gegessen. Essbar sind die Blüten, und die jungen Blätter können im Salat mitgegessen werden. Die Römer verwendeten die Pflanzenteile als Suppenkraut und zur Füllung von Spanferkeln.

Im 19. Jahrhundert beschrieben europäische Ärzte die Herstellung eines Hustensirups aus Eibischwurzeln. Die Franzosen stellten dann Lutschtabletten aus dem Eibisch-Sirup her. Französische Zuckerbäcker nutzten als erste die Eigenschaften der Eibischwurzel für kulinarische anstatt für medizinische Zwecke. Aus aufgeschlagenem Eiweiß, Zucker und den klebrigen Inhaltsstoffen der Eibischwurzel produzierten sie Pâte de guimauve, den Vorläufer der Marshmallows. Die UrVersion der beliebten Nascherei MarshMallow wurde also aus der EibischWurzel hergestellt. Daher hat die Süßigkeit auch ihren Namen. Eibisch heißt im Englischen MarshMallow für SumpfMalve. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Substanzen des Eibischs durch Gummi arabicum und Gelatine ersetzt. In ursprünglicher Form ist dieser Vorläufer der Marshmallows noch als Eibischteig erhältlich und soll husten- und reizlindernd wirken.


Aus „The complete herbal“ von Nicholas Culpeper

MALVEN UND EIBISCHE

Gewöhnliche Malven sind im Allgemeinen so gut bekannt, dass sie keiner Beschreibung bedürfen.

Die Eibische haben verschiedene weiche, haarige, weiße Stängel, die bis zu drei oder vier Fuß hoch werden und viele Zweige ausbreiten. Die Blätter sind weich und haarig, etwas kleiner als die der anderen Malven, aber länger und spitz zulaufend, und (meistens) in einige wenige, aber tiefe Spalten geschnitten. Die Blüten sind zahlreich, aber auch kleiner als bei den anderen Malven, und weiß oder bläulich gefärbt. Danach kommen die langen, runden Hülsen und Samen, wie bei den anderen Malven. Die Wurzeln sind zahlreich und lang, schießen aus einem Scheitel, von der Größe eines Daumens oder Fingers, sehr biegsam, zäh, und wie Süßholz, von weißlich gelber Farbe außen, und mehr weißlich im Innern, voll eines schleimigen Saftes, der, in Wasser gelegt, eindickt, als wäre er ein Gelee.


Ort: Die gemeinen Malven wachsen in jeder Grafschaft dieses Landes. Die gemeinen Eibische in den meisten Salzwiesen, von Woolwich abwärts bis zum Meer, sowohl an den Küsten von Kent und Essex, als auch an verschiedenen anderen Orten dieses Landes.Zeit. Sie blühen den ganzen Sommer hindurch, bis der Winter sie niederreißt.

Herrschaft und Tugenden.: Venus besitzt sie beide. Die Blätter von einer der beiden genannten Arten, und auch die Wurzeln, in Wein oder Wasser, oder in Brühe mit Petersilien- oder Fenchelwurzeln gekocht, helfen den Körper zu öffnen, und sind sehr nützlich bei heißer Galle, oder anderen Verstimmungen des Körpers, die so gekochten Blätter warm auf den Bauch zu legen. Es vertreibt nicht nur heiße, cholerische und andere unangenehme Säfte, sondern lindert auch die Schmerzen und Qualen des Bauches, die dadurch entstehen; und werden daher in allen Klysmen verwendet, die zu diesen Zwecken dienen. Die Abkochung des Samens einer der gewöhnlichen Malven, in Milch oder Wein zubereitet, hilft wunderbar bei Exkoriationen, der Rippenfellentzündung und anderen Krankheiten der Brust und der Lungen, die durch heiße Ursachen hervorgerufen werden, wenn sie einige Zeit lang eingenommen wird. Die Blätter und Wurzeln haben die gleiche Wirkung. Sie helfen auch viel bei den Exkoriationen der Eingeweide, und der Härte der Gebärmutter, und bei allen heißen und stechenden Krankheiten derselben. Der Saft, in Wein getrunken, oder die Abkochung davon, hilft den Frauen zu einer schnellen und leichten Geburt. Plinius sagt, dass jeder, der einen Löffel von den Malven einnimmt, an diesem Tag von allen Krankheiten, die ihn befallen können, befreit wird; und dass es besonders gut für die Fallkrankheit ist. Auch der Sirup und die Konfitüre, die aus den Blüten gemacht werden, sind sehr wirksam gegen dieselben Krankheiten, und um den Körper zu öffnen, da sie wohltuend sind. Die zerquetschten Blätter, die mit etwas Honig auf die Augen gelegt werden, beseitigen die Verunreinigungen, die sie verursachen. Die Blätter, gequetscht oder auf eine Stelle gerieben, die von Bienen, Wespen oder dergleichen gestochen wurde, nehmen sofort den Schmerz, die Rötung und die Schwellung weg, die daraufhin entstehen. Und Dioskurides sagt: Die Abkochung der Wurzeln und Blätter hilft gegen alle Arten von Gift, so dass das Gift sofort durch Erbrechen ausgeschieden wird. Ein Umschlag aus den Blättern, gekocht und zerstoßen, mit etwas Bohnen- oder Gerstenblüten und Rosenöl, ist ein besonderes Heilmittel gegen alle harten Geschwülste und Entzündungen oder Schwellungen der Schamgegend und anderer Teile, und lindert die Schmerzen davon; wie auch gegen die Verhärtung der Leber oder Milz, wenn er auf die Stellen aufgetragen wird.

Der Saft von Malven, in gutem Öl gekocht und aufgetragen, nimmt alle Rauheit der Haut, wie auch den Schorf, die Schuppenflechte oder den trockenen Schorf am Kopf oder an anderen Stellen, wenn sie damit gesalbt oder mit dem Sud gewaschen werden, und bewahrt die Haare vor dem Ausfallen. Es ist auch wirksam gegen Verbrühungen und Verbrennungen, das Antoniusfeuer und alle anderen heißen, roten und schmerzhaften Schwellungen an allen Teilen des Körpers. Die Blüten, in Öl oder Wasser gekocht (je nach Belieben) und mit etwas Honig und Alaun versetzt, sind ein ausgezeichnetes Gurgelmittel, um einen wunden Mund oder Rachen in kurzer Zeit zu waschen, zu reinigen oder zu heilen.


Wenn man die Füße mit einem Sud aus Blättern, Wurzeln und Blüten badet oder wäscht, so hilft das viel gegen die Abgänge des Schleimes vom Kopf; wenn man den Kopf damit wäscht, so hält es das Fallen und Ausfallen der Haare auf. Die grünen Blätter (sagt Plinius), mit Salpeter geschlagen und aufgetragen, ziehen die Dornen oder Stacheln im Fleisch heraus


Die Eibische sind bei allen oben erwähnten Krankheiten wirksamer. Die Blätter werden auch verwendet, um den Bauch sanft zu lockern, und in Abkochungen oder Clystern, um alle Schmerzen des Körpers zu lindern, die engen Gänge zu öffnen und sie schlüpfrig zu machen, wodurch der Stein leichter und ohne Schmerz aus den Nieren, und der Blase herauskommen kann, und um die quälenden Schmerzen davon zu lindern. Aber die Wurzeln sind zu diesen Zwecken von besondererem Nutzen, ebenso bei Husten, Heiserkeit, Kurzatmigkeit und Keuchen, indem sie in Wein oder Honigwasser gekocht und getrunken werden. Die Wurzeln und Samen davon werden in Wein oder Wasser gekocht,


(Juli 2024)


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