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DOST (Origanum vulgare)

Oregano, Wohlgemut, wilder Majoran


Die Heimat des würzigen und wohlriechenden Dosts ist die Region rund um das Mittelmeer mit seiner erhabenen und eindrucksvollen Reliefierung, wie den Alpen, dem Zentralmassiv und den Pyrenäen. Genau dort machte wohl der Dost in kargen Felsspalten mit seinen duftenden rosa bis purpurfarbenen Blütenbüscheln auf sich aufmerksam und erhielt den Namen «Bergzierde» (griech: oros für Berg und gànos für Zierde oder Glanz). Doch warum so einsam auf dem Berge vor sich hin glänzen? Nein, auf ging's in die weite Welt wo er viele Freunde und Liebhaber fand. Mittlerweile ist er in warmen und gemäßigten Gebieten rund um den Erdball eine gern gesehene Heil-, Würz- und Zierpflanze. Ich gehöre auf jeden Fall zu einer Anhängerschaft.

Sein heilsames Wesen wurde schon früh erkannt und so erscheint der Dost bereits in den ältesten uns bekannten Kräuterbüchern und Schriften. Hippokrates empfahl Dost zur Nervenstärkung, zur Beschleunigung der Geburt und bei Hämorrhoiden. Dioskurides verwendet ihn gegen den Biss wilder Tiere. Aristoteles erzählt von einer Schildkröte, die Dost fraß um nicht zu sterben, nachdem sie eine giftige Schlange verschlang oder mit ihr kämpfte. Hildegard von Bingen empfahl ihn bei Fieber und Lepra. Pietro Andrea Gregorio Mattioli behandelte mit Dost Juckreiz, Geschwülsten, Husten oder Magen-Darm-Beschwerden. Nicholas Culpeper verwendete es bei Magenübersäuerung, Appetitlosigkeit, bei Cholera, bei Gelbsucht und als Antidot. Von anderen Heilkundigen der vergangenen Jahrtausende wurde es bei Verdauungsproblemen, Verstopfung, Nieren- und Leberleiden, Unterleibskrämpfen bei Frauen, Kopfschmerzen, Halsentzündungen, Husten sowie Rheumatismus zur Behandlung eingesetzt. Von den Menschen vergangener Tage wurde er für sein angenehmes - nicht zu würzig und nicht zu scharf - Aroma und seinen balsamischen Duft als Freude bringend und Kummer und Sorgen vertreibend, geschätzt und sie gaben ihm den Namen «Wohlgemut». Das er auch anders kann, als erfreuen und trösten, scheint er durch die Jahrhunderte hinweg erfolgreich unter Beweis gestellt zu haben. Dost wurde ab dem Mittelalter als wichtige Zauberabwehrpflanze angesehen und diente, wie auch der Beifuß, der Knoblauch und das Berufkraut als wichtige Beruf- und Beschreipflanze. Er galt als starker Schutz vor angezauberten oder übertragenden Krankheiten und Flüchen. Man hielt ihn vermeintlich böse Verzauberten und Beschrieenen unter die Nase, um sie vom Teufel zu lösen. Er wurde auch als Schutz vor bösen Mächten in den Brautschuh gelegt und in den Brautstrauß eingebunden. Auch verteilte man ihn im Haus, um die Bewohner vor Diebstahl, Hexerei und Zauberei zu schützen. Als Räucherungen war Dost bei Traurigkeit, Verhexung und Kraftlosigkeit und als Dämonenabwehr, Mittel der Wahl. Darauf verweisen auch diese beiden Volksreime:

«Baldrian, Dost und Dill, da kann die Hex´ nicht so wie sie will.»


«Dost, Hartheu* und weiße Heidt Thun dem Teufel vil Leidt.»

*Hartheu ist ein alter Name für das Johanniskraut

Der Dost wird in der Heilkunde zumeist als Tee aber auch als Destillat, Heilöl (ich finde hier passt Olivenöl gut), ätherisches Öl oder Tinktur verwendet. In alten Kräuterbüchern findet man auch Rezepte für Kräuterweine (vornehmlich mit Rotwein).

Die Heilwirkung des Dost bei:

Verdauungsstörungen und Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen

Appetitlosigkeit

Erkältungen und Atemwegsinfekte, Krampfhusten

Menstruationsbeschwerden

entzündliche Hauterkrankungen, unreiner Haut, Schuppenflechte oder Ekzeme

Mund-, Zahnfleisch- und Rachenentzündungen

Pilzbefall

Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Energielosigkeit

mentaler Erschöpfung Symptome durch Mobbing und Feindseligkeit


Dost wirkt:

antibakteriell, antimikrobiell, antiseptisch, antiviral

antioxidativ

hustenlösend und hustenstillend, auswurffördernd

appetitanregend und verdauungsfördernd

milchtreibend

verdauungsfördernd gebärmutteranregend harntreibend gallentreibend magenstärkend schleimhautheilend blutstillend

antiseborrhoisch (Talgproduktion zu hemmend)


Die Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle Gerbstoffe Rosmarinsäure Bitterstoffe


Thymol ist Bestandteil des ätherischen Öls im Dost. Der Wirkstoff hat antiseptische (also keimreduzierende) Eigenschaften und wird in der Medizin gegen Erkältungen eingesetzt. Carvacrol ist als Inhaltsstoff ätherischer Öle in Pflanzen sehr selten und kommt vor allem in Dost und Thymian vor. Der Stoff hat eine antibakterielle, pilzhemmende sowie entzündungshemmende Wirkung. Zudem soll er wärmen und Schmerzen stillen.

Borneol ist mitverantwortlich für Geruch und Geschmack des Dosts, befindet sich allerdings auch in Thymian, Rosmarin oder Salbei. Zudem wird dem Wirkstoff nachgesagt, dass er die Aufnahmefähigkeit für Wirkstoffe im Körper verbessere. Aus der «De Materia Medica» von Pedanius Dioskurides

Buch III, Kapitel 31 Origanum vulgare (Labiatae) - Gemeiner Dosten Das Agrioriganon, welches Einige Panakes herakleion, Andere Konila nennen, unter ihnen auch Nikander aus Kolophon, hat denen des Origanon ähnliche Blätter, eine Spanne lange zarte Zweige mit Dolden ähnlich wie beim Dill und weiße Blüten. Die Wurzel ist dünn und unbrauchbar. Die Blätter und Blüten, mit Wein getrunken, helfen gegen den Biß giftiger Tiere.

Buch III, Kapitel 29 Origanum heracleoticum (Labiatae) - Scharfer Dosten Das herakleotische Origanon - Einige nennen es Konila - hat ein Blatt wie der Hysop, aber keine radförmige Dolde, sondern sie ist wie eingeschnitten, und der Same an der Spitze der Zweige steht nicht dicht. Es ist erwärmend, deshalb hilft seine Abkochung mit Wein denen, die von giftigen Tieren gebissen sind, mit süßem Wein denen, die Schierling oder Mohn genossen haben, mit Sauerhonig denen, die Gips oder die Eintagsfliege verschluckt haben. Gegen Krämpfe, innere Rupturen und Wassersucht wird es mit Feigen gegessen. Trocken, ein Essignäpfchen voll, mit Honigmeth getrunken, führt es die schwarzen Säfte durch den Bauch ab. Mit Honig als Leckmittel be- fördert es die Katamenien und heilt den Husten. Jucken, Krätze und Gelbsucht bessert seine Abkochung als Bad. Der Saft der grünen Pflanze heilt Mandel- und Zäpfchenentzündung sowie Soor; es reinigt auch durch die Nase (den Kopf), wenn es mit Irisöl hineingebracht wird. Mit Milch lindert es Ohrenschmerzen. Mit Zwiebeln und Speisesumach wird aus ihm ein Brechmittel bereitet, indem Alles vierzig Tage bei der Hitze der Hundstage in die Sonne gestellt wird. Das Kraut als Lagerstreu verscheucht die Schlangen.

Aus der «Physica» von Hildegard von Bingen

Cap. 112. D o s t [A. A. O r i g a n u m.] (Origanum vulgare.). ...Wer aber am rothe Aussatz leidet, nehme Dostensaft, etwas weniger Andornsaft und Bilsenöl und reibe sich damit ein in einem warmem Bade kurz vor dem Verlassen desselben. Darauf schwitze er, salbe sich mit Hirschtalg und lege sich zu Bett; nachdem er vollständig getrocknet ist, lege er einen Verband auf von gestossenem Dost mit Kleie. Gegen das tägliche Fieber hilft ein Pulver von Dosten, etwas Kampfer und doppelt soviel als beide "Dornella" Euphorbia Cyparissias beim Eintritt des Fiebers in Wein genommen.


Aus «The Complete Herbal» von Nicholas Culpeper

WINDMARJORAM. Wird auch Origanum, Majoran des Ostens, Wilder Majoran und Hain Majoran genannt. Beschreibung: Der Wilde oder Acker-Majoran hat eine Wurzel, die viel unter die Erde kriecht, die lange Zeit anhält und mehrere bräunliche, harte, viereckige Stängel mit kleinen dunkelgrünen Blättern hervorbringt, die denen des Süßen Majorans sehr ähnlich sind, aber härter und etwas breiter; an der Spitze der Stängel stehen Blütenbüschel von tief purpurroter Farbe. Der Samen ist klein und etwas schwärzer als der des Süßen Majorans. Ort: Er wächst reichlich an den Rändern von Getreidefeldern und in einigen Gehölzen. Zeit: Er blüht gegen das Ende des Sommers. Herrschaft und Tugenden: Auch diese Pflanze steht unter der Herrschaft von Merkur. Es stärkt den Magen und den Kopf, und es gibt kaum ein besseres Mittel für diejenigen, die mit einem sauren Saft im Magen geplagt sind; es stellt den Appetit wieder her, wenn er verloren gegangen ist; es hilft bei Husten und Lungenschwindsucht; es reinigt den Körper von Cholera, vertreibt Gift und heilt die Schwäche der Milz; es hilft bei den Bissen von giftigen Tieren und hilft denen, die sich durch den Verzehr von Schierling, Bilsenkraut oder Opium vergiftet haben. Er regt den Urin und die Ausscheidungen bei Frauen an, hilft bei Wassersucht, Skorbut, Schorf, Juckreiz und Gelbsucht. Der Saft, der in die Ohren getropft wird, hilft gegen Taubheit, Schmerzen und Lärm in den Ohren. So viel zu diesem Kraut, zwischen dem und der Kreuzotter eine tödliche Antipathie besteht.

Quellen: «Lehrbuch der biologischen Heilmittel» von Dr. med. Gerhard Madaus, «De Materica Medica» von Pedanius Dioskurides, «Physica» von Hildegard von Bingen, «The Complete Herbal» von Nicholas Culpeper, www.gesundheitswissen.de Photo: www.garten-bienen.at, www.homespunseasonalliving.com

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