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LIEBSTÖCKEL (Levisticum officinale)

Aktualisiert: 18. Mai 2022

Gebärmutterwurz, Gebärmutterkraut, Badkraut, Bärmutter, Gichtstock, Gichtwurz, Nervenkraut, Nervenkräu


Den herrlich duftenden und wunderbar schmeckenden Liebstöckel habe ich wirklich sehr lieb! Von seiner kraftvollen Wurzel bis zu seinen Samen und allem dazwischen, findet er fast täglich in meiner Nahrung Gebrauch. Außerdem ist er bei mir ein wichtiger Bestandteil meines Nerventees .


Seine eigentliche Heimat wird dem Nahen- und Mittleren Osten zugeschrieben. Pedanius Dioskurides fand ihn häufig in der Region Ligurien (Italien) und kannte ihn unter dem Namen Ligustikon, eben aus der Region Ligurien. Er beschrieb ihn als erwärmend,verdauungsfördernd, diuretisch und emmenagog (menstruationsfördernd) und verwendete ihn auch gegen den Biss wilder Tiere. Vermutlich fand er dann wie so viele Kräuter- und Gewürzpflanzen durch fahrende Händler neue Domizile. Dort wo es ihm gefiel und dieses schien trotz kühlerem Klima auch Mittel- und Nordeuropa zu sein, ließ er sich zur Freude jeder Kräuterfreundin und jedes Kräuterfreundes auch ziemlich anspruchslos kultivieren. Ein sonniges Fleckchen und etwas Platz für seine expansionsfreudigen Wurzeln genügen ihm schon und er gedeiht und präsentiert sich in erstaunlicher Statur bis hin zu einer Größe von 2,50m. Und staunen darf und kann man auch und zwar nicht nur über seine Figur, seinen Duft und Geschmack sondern auch über seine vielfältigen Heileigenschaften.


Wie schon erwähnt, beschrieb Dioskurides ihn aus der Region Ligurien. Dort war er auch unter dem Name Panacais (deutsch: alles heilend, die alles Heilende) oder herakleischen Panakes bekannt und es liegt nahe, dass er dort ähnlich wie im damaligen europäischen Norden die Schafgarbe oder der Beinwell, eine sehr beachtliche Rolle unter den Arzneipflanzen hatte.

Obwohl hier und da viel diskutiert wurde und wird, hat sich über die Jahrhunderte die Ansicht erhalten oder ist zu mindestens nicht ganz vertrieben worden, dass der Liebstöckel seinen Namen seiner aphrodisierenden Wirkung verdankt. Auch sein englischer Name ist dahingehend ziemlich eindeutig: Lovage. Es heißt jedenfalls, dass allein sein Geruch die Lust bei Frauen steigern soll. An sich beziehe ich ja sehr gerne meine eigenen Erfahrungen in meine Schreibwerke mit ein. Also ich kann sagen, dass ich wirklich gerne an ihm schnuppere und ich fühle mich dann auch wohl und entspannt, weil er meiner Natur gleichkommend sehr kräftig und intensiv duftet, aber ob ich dann nun auf spezielle Weise lieb werde oder anderes...? Naja, egal... Fakt ist jedenfalls, dass sich in seinen Inhaltsstoffen eine reichliche Portion Pheromone (Pflanzenhormone) befinden und seine Haupteigenschaften die Stärkung und die Anregung sind.

Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass er in der Moderne auch als «Maggikraut» bekannt ist, benannt nach der ähnlich riechenden Würze «Maggi». Doch obwohl beide sich in Geschmack und Geruch ähneln, haben sie nichts miteinander zu tun, da in dieser braunen Soße gar kein Liebstöckel enthalten ist.


Hier mal eine kleine Übersicht, wie einige Ärzte, Heilerinnen und Heiler den Liebstöckel in der Vergangenheit in der Heilkunde einsetzten:


Dioskurides beschreibt Samen und Wurzel von Ligustikon (lateinisch ligusticum bei Columella und Plinius) als erwärmend, verdauungsfördernd, diuretisch und emmenagog, auch gegen den Biss wilder Tiere.

Hildegard von Bingen lobt ihn u. a. bei Halskrankheiten und für seine diuretischen, verdauungsfördernden und magenerwärmenden Eigenschaften.

Matthioli als emmenagog, stein- und windtreibend.

Culpeper «...Es öffnet, heilt und verdaut und regt die Frauengänge und den Urin an. Es wärmt einen kalten Magen, fördert die Verdauung und verzehrt alle rohe und überflüssige Feuchtigkeit darin; lindert alle inneren Reibungen und Schmerzen, löst Wind auf und widersteht Gift und Infektionen. Die Abkochung des Krauts ist ein Mittel gegen Schüttelfrost und Schmerzen des Körpers und der Eingeweide, die von Kälte herrühren. Das destillierte Wasser hilft der Hals- und Mandelentzündung im Rachen.»

Hahnemann: zur Erregung des Monatsflusses, bei Halsweh, Husten und Engbrüstigkeit

Weinmann nennt ihn ein Antidot, Diuretikum, Diaphoretikum und Wundmittel, besonders bei Magenerkältung, Engbrüstigkeit und als Emmenagogum.

Hufeland nutzte ihn oft bei Hydrops. Leclerc nennt ihn ein Karminativum und Diuretikum. Nach Schulz wird er auch bei chronischen Katarrhen und Menostase gebraucht.


In der Astromedizin untersteht der Liebstöckel wie viele andere Gewürzkräuter, zum Beispiel das Bohnenkraut, der Regentin Sonne und steht im Zeichen des Stieres (nach Culpeper).


Homöopathie

In der Homöopathie werden sowohl die getrockneten unterirdischen Teile, die ganze Pflanze oder der frische Wurzelstock zur Herstellung herangezogen. Die Zubereitungen finden Verwendung bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und andere Verdauungsbeschwerden. Levisticum als ölige homöopathische Zubereitung wird auch mit gutem Erfolg bei Ohrenschmerzen bei Kindern verwendet.


Die Heilwirkung des Liebstöckles bei:

Abmagerung und Appetitlosigkeit

Blähungskoliken, Magenbeschwerden, Mangel an Magensäure, Sodbrennen, Völlegefühl, Verstopfung

Verschleimungen der Atmungs- und Verdauungsorgane

Blasen- und Nierenleiden, Blasenentzündung, Blasensteine, Problemen beim Wasserlassen, Nierensteinen

Mandel-, Mundschleimhaut und Halsentzündungen, Bronchitis, Husten

Kehlkopfentzündungen

Mittelohrentzündung

eitrige Wunden, Ekzeme, Furunkel

Gelbsucht, Gicht, Rheuma

Wassersucht (Ödeme), Schwellungen in den Füßen durch Wassereinlagerung im Gewebe

Menstruationskrämpfe, schwache Periode

Vergiftungserscheinungen durch Alkohol und Nikotin

Hysterie*, Nervosität*, anschwellender Angst*, Nervenschwäche*, mentale Erschöpfung


*Hildegard von Bingen schrieb in ihrer PHYSICA unter anderem über den Liebstöckel: "...allein für sich genossen, macht die Pflanze den Menschen körperlich und geistig träge und unlustig..." Das klingt ja für's Erste einmal nicht so gut, jedoch kommt es dabei, wie bei vielen anderen Dingen auf die Sichtweise an. Bei Hysterie, Nervosität und anschwellender Angst ist es ja bei der Einnahme von Heilmitteln durchaus ein wünschenswerter Effekt, körperlich und geistig träge und unlustig zu werden.


Eine ganz besondere Wirkung

Zu allem andern wird dem Liebstöckel noch zugeschrieben, dass er wie unser heimischer Löwenzahn, Schwermetalle aus dem Körper ausleitet. Auch dem Boden an seinem Standort soll er Schwermetalle entziehen.


Liebstöckl wirkt:

anregend

appetitanregend (bei Abmagerung)

harntreibend

unterstütend bei der Ausscheidungsfunktion der Nieren

krampflösend

menstruationsfördernd

wehenfördernd, daher sollte Liebstöckle in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden

schleimlösend

schweißtreibend

stoffwechselanregend

beruhigend


Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle und deren Bestandteile ( Ligustilid, Apiol, Carvon, Kampfer, Myristicin),

Angelikasäure

Apfelsäure

Bitterstoffe

Fette

Gummi

Harze

Invertzucker

Isovaleriansäure

Cumarine (Umbelliferon)

Vitamin C, Vitamin E, Kalzium, Kalium, Eisen und Zink


Aus CULPEPER'S COMPLETE HERBALS von Nicholas CULPEPER

Wirkung und Tugenden: -Es ist ein Kraut der Sonne, im Zeichen Stier. Es öffnet, heilt und verdaut den Menschen und regt die Frauengänge und den Urin an. Jeweils ein halbes Gram der getrockneten Wurzel in Pulver, in Wein eingenommen, wärmt einen kalten Magen, fördert die Verdauung und verzehrt alle rohe und überflüssige Feuchtigkeit darin; lindert alle inneren Reibungen und Schmerzen, löst Wind auf und widersteht Gift und Infektionen. Die Abkochung des Krauts ist ein Mittel gegen Schüttelfrost und Schmerzen des Körpers und der Eingeweide, die von Kälte herrühren. Der Samen ist für alle oben genannten Zwecke geeignet, mit Ausnahme des letzten, und wirkt kräftiger. Das destillierte Wasser hilft der Hals- und Mandelentzündung im Rachen, wenn Hals und Mund damit verstopft sind, und es hilft der Rippenfellentzündung, wenn es drei- oder viermal getrunken wird. Es nimmt die Rötung und Trübung der Augen weg, wenn man es in sie tropft; es entfernt Flecken und Sommersprossen aus dem Gesicht. Wenn man die Blätter zerdrückt, in Schweineschmalz einlegt und heiß auf einen Fleck oder ein Geschwür legt, wird es schnell aufbrechen. Aus der DE MATERIA MEDICA von Pedanius DIOSKURIDES (Buch III)

51 (58). Ligustikon (Levisticum officinale (Umbelliferae) - Liebstöckel

Das Ligustikon [Einige nennen es Panakeia*, auch Panakes] wächst am meisten in Ligurien, woher es auch den Namen hat, an dem Apennin genannten Gebirge; es ist dies ein den Alpen ähnliches Gebirge. Die dortigen Bewohner nennen dasselbe nicht ohne Grund Panakes, da Wurzel und Stengel dem herakleischen Panakes gleichen, auch die Kraft sich ähnlich erweist. Es wächst auf den höchsten, rauhesten und schattigen Gebirgsstellen, am liebsten an Quellen. Es hat einen zarten, dem Dill ähnlichen knotigen Stengel und daran dem Steinklee ähnliche, aber zartere und

dazu wohlriechende Blätter, nach der Spitze des Stengels zu sind sie schmaler und mehr eingeschnitten. An der Spitze trägt er eine Dolde, in welcher der dunkle, feste, längliche, fenchelähnliche, scharf schmeckende, aromatische Same sich befindet. Die Wurzel ist weiss, ähnlich der des herakleischen Panakes und wohlriechend. Die Kraft des Samens und der Wurzel ist erwärmend, die Verdauung befördernd, auch dient sie gegen Leiden der Eingeweide, zur Verdauung, gegen Oedeme und Blähungen,

besonders des Magens und gegen den Biss giftiger Thiere. Getrunken befördern sie den Harn und die Menstruation; die Wurzel als Zäpfchen eingelegt leistet dasselbe. Die Wurzel und der Same werden mit Nutzen den Arzneien zugemischt, welche schnell eindringen und verdauend wirken. Dieser ist dem Magen sehr zuträglich, deshalb gebrauchen ihn die Eingeborenen statt des Pfeffers, um ihn den Speisen zuzusetzen. Er

wird verfälscht mit einem gewissen durchaus ähnlichen Satuen, welchen man durch den Geschmack herausfindet, denn er ist bitter. Einige verfälschen ihn auch, indem sie Fenchel oder Sesel zumischen.


*Panakeia (altgriechisch Πανάκεια Panákeia, deutsch ‚alles heilend, die alles Heilende‘, latinisiert Panacea) ist in der griechischen Mythologie eine Tochter von Asklepios (und in dessen Kult einbezogen) und der Epione sowie die Schwester von Hygieia (die personifizierte „Gesundheit“), Machaon und Podaleirios. Sie war die Personifizierung des Heilens durch Heilpflanzen.

Nach ihr bezeichnet man mit Panazee ein mythisches Universalheilmittel.

Panakeias Name wird gleich am Anfang des Eids des Hippokrates angerufen:

Ὄμνυμι Ἀπόλλωνα ἰητρὸν καὶ Ἀσκληπιὸν καὶ Ὑγείαν καὶ Πανάκειαν, καὶ θεοὺς πάντας τε καὶ πάσας ἵστορας ποιεύμενος …«Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt, und Asklepios, Hygeia, Panakeia, sowie alle Götter und Göttinnen als Zeugen anrufend …»


Aus der PHYSICA von Hildegard von Bingen

Cap. 139. L u b e s t u c k e l [A. A. L e v i s t i c u m] (Leristicum officinale). Liebstöckel ist mässig warm; allein für sich genossen, macht die Pflanze den Menschen körperlich und geistig träge und unlustig. Gegen Drüsen am Halse dient sie mit Quendelrebe als warmer Umschlag. Ein Trank aus gleichen Theilen Liebstöckel und Salbei mit doppelt so viel Fenchel in altem Wein gekocht, wird gegen Husten empfohlen, kalt, wenn der Husten schwach, warm wenn er heftig ist. Gegen Rheuma und Leibschmerzen der Pferde soll Liebstöckel mit Brennessel angewandt werden, im ersten Falle als warme Bähung, im letzteren unter das Futter geschnitten.

Quellen: «Culpeper's complete herbal» von Nicholas Culpeper, «De Materia Medica» von Pedanius Dioskurides, «Physica» von Hildegard von Bingen, «Hahnemann's Apothekenlexikon» von Samuel Hahnemann, «Lehrbuch der biologischen Heilmittel» von Georg Madaus; heilpflanzenwissen.at

Photo: awl.ch

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