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Eine kleine AllerWelts-Geschichte

Aktualisiert: 22. Okt. 2023


Eines schönen Tages bekommt ein Team einen viel versprechenden und lange angekündigten neuen Kollegen. Die Kollegen Frau Uni Versa, der weise Herr Stein, Frau Flora, Herr Mare, Frau Hauch und Frau Beast freuen sich sehr auf den jungen und dynamischen Herrn Kind. Herr Kind strotzt voller Tatendrang und stürzt sich mit vollem Elan sogleich in die Arbeit.

Zunächst ist er sehr dankbar für die Unterstützung seiner erfahrenen Kollegen und profitiert sehr von ihrem Wissen.

Auch der Chef Herr G.Otto Genius sieht seine Begabungen, fördert Ihn und lässt ihm freie Hand. So hat Herr Kind alle Möglichkeit seine Fähigkeiten frei zu entfalten und tüftelt fleißig an neue Ideen. Diese Ideen entwickeln sich aber mehr und mehr in die Richtung, sich eigene Vorteile zu verschaffen und priorisieren einzig die Interessen seiner Abteilung.

Auseinandersetzungen mit den älteren Kollegen häufen sich und werden bald zur täglichen Routine. Die Eigenmächtigkeit und die Alleingänge von Herrn Kind stimmen die anderen Kollegen zwar sehr verdrießlich und stören die Abläufe in ihren eigenen Abteilungen, jedoch bringen sie auch viel Verständnis und Geduld auf. Herr Kind hat noch „Welpenschutz“, muss sich ja die Hörner noch abstoßen...


Herr Kind indes setzte seine Feldzüge gegen Althergebrachtes und "Verstaubtes" weiter fort. Frau Flora, die er bislang eigentlich sehr schätzte, war nun mehr nichts weiter als "eine alte Giftpflanze", Herr Stein, „der spröde Brocken“ macht es sowieso nicht mehr lange. Den könnte man eigentlich sowieso ersetzen. Schließlich sind Herrn Kind's Erfindungen Beton und Stahl sehr viel haltbarer und endlich mal zeitgemäß...

Frau Beast, "die blöde Kuh" ist völlig unterbelichtet und stinkt dauernd nach Vieh, weil sie ihrem Gaul noch vor der Arbeit "Guten Morgen" sagen muss.

Na und der alte Genius.... 'Ein paar Jahre noch, dann sitze ich auf seinem Stuhl', denkt Herr Kind jeden Morgen beim täglichen Rapport still und leise in sich hinein. Die Kollegen fangen an, sich allmählich über diese Respektlosigkeiten zu ärgern. Es hagelt buchstäblich Verwarnungen: Ebola, Dürren, Aids, BSE, Tsunami, Schweinepest, Vogelgrippe, Corona etc.

Selbst dem geduldigen Herrn Stein geht hin und wieder mal der Vesuv hoch und es bröckelt an seinem Gebirgsanzug, so doll zittert er vor Groll.


All das lässt Herrn Kind zunächst kalt, doch auch er ist nur ein Mensch und fühlt sich zu Unrecht angegriffen. Zudem fängt es in seiner eigenen Abteilung auch noch an zu kriseln. Leistungswahn und Termindruck verbrennen seine Mitarbeiter. Einer nach dem anderen wird krank. Der Rest hat noch zusätzlich Arbeit. Alle sind frustriert und gestresst und fangen an sich gegenseitig zu zermürben. Der Druck seine Position zu verteidigen macht Herrn Kind fertig und er erleidet einen schlimmen Nervenzusammenbruch und bekommt Depressionen.


Hier drei möglichen Ausgänge dieser kleinen Allerwelts-Geschichte:

Die erste Möglichkeit: Herr Kind verzweifelt an sich und der ganzen Ungerechtigkeit und begeht Selbstmord, mittels einem etwas außer Kontrolle geratenem Laborexperiment mit winzigen Wesen als Kampfkraft, mit dem er ursprünglich den alten Genius beeindrucken und gänzlich von seiner Kreativität überzeugen wollte. Die kleinen Dingerchen hatten nämlich plötzlich ihren eigenen Willen bekommen. Oder einer selbst gebastelten Atombombe, beispielsweise...

Möglichkeit zwei könnte sein: Die Kollegen wollen ihn im Team nicht mehr haben. Er ist einfach vieler Orts zu weit gegangen. Er muss gehen.

ODER: Herr Kind hat sich viele Gedanken gemacht und hin und her überlegt, wie es zu seiner schweren Krankheit, die Ihn halb zugrunde richtete, kommen konnte und wie zu dem Streit und dem ganzen Ärger mit den Kollegen? Er sieht das Zerwürfnis plötzlich mit anderen Augen und versteht, dass sein egoistisches Verhalten dem Team sehr geschadet hat. Er möchte sich mit den Kollegen aussprechen und nach einer guten gemeinsamen Lösung suchen.Er erinnert sich wieder, wie es am Anfang war, als ALLE ihre Erfahrungen einbrachten und nicht nur er sprach. Wie gut und erfolgreich die gemeinsame Arbeit war und wie friedlich...


Autor: Maren Kunst

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