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HartHeu - Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Aktualisiert: 20. Okt. 2023

In alter Zeit hieß das Johanniskraut Hartheu, was sich mit Sicherheit auf seine harte Stängelstruktur zurückführen lässt. Unter diesem Namen beschrieb jedenfalls Pedanius Dioscurides diese wunderbare Heilpflanze in seiner «De Materia Medica». Ansonsten sind mir noch Namen wie Herrgottsblut (die berühmte rote Farbe, das Hypericin, beim Zerreiben der Blüte) und Fuga Daemonum (Teufelsflucht) bekannt. Man erzählte sich nämlich, dass der Teufel persönlich die kleinen signifikanten Löcherchen, an denen das echte Hartheu zu erkennen ist, in die PflanzenBlätter pikste, weil die Menschen die starke lichtvolle Pflanze mit Erfolg dazu benutzten, ihn abzuwehren. Das amüsierte ihn so nun überhaupt nicht und er versuchte die Pflanze zu schwächen, indem er ihre Blätter perforierte...

Der Name Johanniskraut ist auf Johannes den Täufer zurückzuführen. So wie sehr viele Heilpflanzen, wurde auch diese schöne und wunderbare Heilpflanze christianisiert. Dem Klerus unterstand die Heilung, Heilpflanzenkundige und Hebammen gehörten auf den Scheiterhaufen und Heilpflanzen wurden umgenannt und christlichen Heiligen zugeschrieben. In diesem Falle und aus zwei Gründen wurde sie dem Täufer von Jesus zugeschrieben. Hartheu steht meistens zur SommersonnenWende in seiner vollsten Blüte und Kraft. Die Kirche war ja sehr darum bemüht die heidnischen Feierlichkeiten zu diesem Himmelsereignis zu unterbinden und setzte zu mindestens offiziell durch, dass nicht die Sonne und Natur um die Sonnenwende gefeiert wurde, sondern der Geburtstag von Johannes dem Täufer, der festgelegt wurde auf den 24. Juni, also ein halbes Jahr vor dem Geburtstag von Jesus, da Johannes ja in der Legende bezeugte, dass er dem Gottessohn voranging. Der andere Grund ist eben die starke Heilkraft der Pflanze, die fleißig von den KräuterFrauen und Hebammen, also den Hexen um diese Zeit gesammelt wurde, um sich und den Menschen in der kalten Ära des Jahres helfen zu können. Aber wie gesagt, Hexen waren böse und die Heilung und Heilpflanzen unterstand der Kirche.

Pedanius Dioskurides, als Arzt der Kaiser und Begleiter vieler Feldzüge im ersten Jahrhundert nach der Zeitenwende nutzt die Pflanze vorzugsweise wegen ihrer wundheilenden und schmerzlindernden Wirkung, bei Ischiasleiden und Brandwunden. In der DE MATERIA MEDICA von Ihm ist dazu folgendes zu finden: «...Vorzugsweise heilt sie Ischias, man muss aber nach der Reinigung Wasser nachtrinken. Auch Feuer-brandwunden heilt das Kraut als Kataplasma, endlich stillt es das Blut...»


Paracelsus nennt sie ein Gottesgeschenk, die königliche Arznei und das Ebenbild der Sonne. Er selbst war ja anscheinend sein Leben lang auf der Flucht vor Dämonen und unheilvollen Geistern. Nun ja, und da wo der Schuh drückt, da fängt man ja an die Sohle zu untersuchen, die Ursache zu erforschen, um den Druck zu entlasten. Er fand bereits im 16.Jahrhundert heraus, welche «erhellenden» Kräfte das Johanniskraut hat und wie gut sie psychisch und seelischen Belangen wie: Melancholie, Depressionen, Angstzuständen usw. entgegenwirkt.

Er selbst, also Paracelsus muss stark an zum Beispiel Angstzuständen gelitten haben. ZeitZeugen sollen berichtet haben, dass sie ihn Nachts bei Kerzenschein wild mit einem Degen in die Luft stechen sahen und ihn die unsichtbaren Besucher anschreien hörten zu verschwinden und zu weichen. Der im 16. Jahrhundert lebende und schaffende Paracelsus selbst, war natürlich ein hervorragender Pionier in der Medizin. Das soll hier nur ein Beispiel sein, dass man manchmal durch seine eigene Pein gezwungen wird, das Größte und Beste aus sich herauszuholen, wenn man leben will...Und ich bin zutiefst davon überzeugt:


«Der beste Heiler

ist der genesene Kranke.»


Maren Kunst



Die Heilkräfte des Johanniskrauts:

Paracelsus spricht von 4 Kräften, die die Pflanze zum Universalmittel machen:

Gegen Phantasmata Gegen Wunden Gegen Würmer Als Balsam


Phantasmata würde man heutzutage geistige Erkrankungen oder Störungen wie Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Psychosen und dergleichen, nennen. Paracelsus beschrieb es wie folgt: «...Es sind Krankheiten die die Leute zwingen, sich selbst zu töten (III/630)....). Also Krankheiten (wenn man die Person vorher schon kannte) bei denen man das Gefühl hat, die Person sei von einem anderen Geist beseelt...»


Die Heilwirkung des Johanniskraut bei:

Gicht, Rheuma Verstauchungen Nackenverspannung, HWS Syndrom Nervenschmerzen, Neuralgien

Gürtelrose, Gesichtsrose (Hydrolat aufsprühen)

Sonnenbrand, Verbrennungen (homöopathisch: Feuer mit Feuer bekämpfen)

Neurodermitis

Nervöse Unruhe

Angststörungen

Depressionen


Johanniskraut wirkt:

antibakteriell

wundheilend

durchblutungsfördernd

entzündungshemmend

entkrampfend (physisch und psychisch)

stimmungsaufhellend

antidepressiv

angstlösend

Die wichtigsten Inhaltsstoffe:

Hypericin, der rote Farbstoff im Johanniskraut. Er wird gebildet in den Öldrüsen der Blätter, die sich neben den vom Teufel hineingepiksten Löchern befinden. Sie sind als schwarze Punkte zu erkennen.

Hyperforin ist der Inhaltsstoff, der hauptsächlich für die stimmungsaufhellende Wirkung verantwortlich ist. Er wirkt an den Neurotransmittern, also Botenstoffen, wie Serotonin und Dopamin.

Ätherische Öle

Gerbstoffe, sind die Wirkstoffe für Hautbelange, wundheilend, zusammenziehend usw.

Flavonoide, entzündungshemmend, antibakteriell


Information: Als ein Ebenbild der Sonne und somit stark lichtvoll, sollte das Johanniskraut im Einklang mit dem Sonnengang eingenommen werden, also am Morgen (nicht zur Nacht und am Nachmittag). So empfahl es Paracelsus und so wird es von wissenden Verabreichern auch heute verschrieben oder empfohlen.


AnwendungsMöglichkeiten: Johanniskraut kann als Tee, Infuse und Öl innerlich angewendet werden. Äußerlich kann eine Waschung bei Hautbelangen helfen. Bei den sehr berührungsempfindlichen Rosen kann vorsichtig ein Hydrolat, also Destillat aus Johanniskraut aufgesprüht werden.


Das beliebte Heil- und MassageÖl RotÖL wird am Besten zur Zeit der SommersonnenWende angesetzt. Da steht die Pflanze nämlich in ihrer ganzen Kraft. Das gleiche gilt natürlich auch für alle anderen SonnenWendKräuter, wie zum Beispiel die schöne Kamille.


Dazu füllt man die Hälfte eines Glases mit Blüten, füllt es bis nahezu dem Rand mit dem Öl seiner Wahl: Olive, Sonnenblume, Traubenkern und andere. Die Sonnenpflanze Johanniskraut reift gerne auch in der Sonne. So kann man das Glas ruhig auf der Fensterbank platzieren. Ich rühre in den ersten Tagen täglich um, um etwaige Feuchtigkeit aus dem Ansatz zu vertreiben. Auch aus diesem Grunde bedecke ich das Glas in der ersten Woche mit einem Leinen- oder Zellstofftuch. So kann Feuchtigkeit entweichen.

Nach etwa 4 – 5 Wochen geben die Blüten das Hypericin her und das Öl wird schön rot. Ich lasse es dann noch für eine Woche reifen, filtere dann die Blüten ab und gebe sie der Natur zurück. Das Öl in ein sauberes Glas füllen und sich über sein Werk freuen, fertig...

Wichtig zu wissen: Rinder, Pferde, Schafe meiden Johanniskraut, weil sie hellhäutig und lichtempfindlich sind. Denn so blöd, wie sie des Öfteren genannt wird, ist die Kuh gar nicht. Johanniskraut erzeugt, wenn es von Rindern und andere helle Typen und Rassen (so auch dem Menschen) einverleibt wird, hohe Lichtempfindlichkeit, Schwellungen, Sonnenbrand bis hin zu Nekrosen. Es gilt, je heller der Teint um so sensibler sollte die Einnahme von Johanniskraut gehandhabt werden. In der dunkleren Jahreshälfte sollte die Einnahme daher unbedenklich sein.

Dieses ist keine böse Laune der Natur. Paracelsus nennt das Kraut «Das Gottesgeschenk» an den Menschen, da seine lichte und sonnige Energie die Kraft hat, die Dunkelheit zu vertreiben. Gemeint ist damit die stark positiv wirkende Heilkraft des Johanniskrautes auf die Psyche (insbesondere in der dunkleren Jahreshälfte). Für Menschen die an Winterverstimmungen, Melancholie oder Depressionen leiden, kann das Johanniskraut das ganze Jahr über, sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch, eine heilsame Begleitung sein.


Aus «The complete herbal» von Nicholas Culpeper (Übersetzung Maren Kunst)

JOHANNESKRAUT (lat: Hypericum perforatum, engl. St. John's wort) Dies ist ein sehr schöner Strauch, der eine große Zierde für unsere Wiesen ist. Ort: Wächst in Wäldern und Gehölzen, sowohl an schattigen als auch an sonnigen Plätzen. Zeit: Die Blütezeit liegt zwischen Mittsommer und Juli, und die Samen sind Ende Juli oder August reif. Herrschaft und Tugenden: Sie steht im Sternzeichen Löwe und unter der Herrschaft der Sonne. Es kann sein, dass, wenn du einen Papisten triffst, er dir sagen wird, besonders wenn er Jurist ist, dass der Heilige Johannes es ihm durch eine Vollmacht überlassen hat. Es ist ein einzigartiges Wundkraut; in Wein gekocht und getrunken, heilt es innere Wunden oder Quetschungen. Zu einer Salbe verarbeitet, öffnet es Obstruktionen, löst Schwellungen auf und verschließt die Ränder von Wunden. Die Abkochung des Krauts und der Blüten, besonders des Samens, in Wein getrunken, mit dem Saft des Knöterichs, hilft bei jeder Art von Erbrechen und Blutspeien, ist gut für diejenigen, die von irgendeinem giftigen Getier gebissen oder gestochen werden, und für diejenigen, die kein Wasser lassen können. Zwei Schlucke des Samens des Johanniskrauts, zu Pulver verarbeitet und in ein wenig Brühe getrunken, vertreibt sanft die Galle oder das geronnene Blut im Magen. Die Abkochung der Blätter und Samen, etwas warm vor den Anfällen von Schüttelfrost getrunken, egal ob sie tertains oder quartans sind, lindert die Anfälle, und durch häufigen Gebrauch werden sie ganz weggenommen. Der Samen wird sehr empfohlen, wenn er vierzig Tage lang getrunken wird, um dem Ischias, der Fallsucht und der Lähmung zu lindern.


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