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«Alte Bräuche – schön und Gut. Aber machen sie heute überhaupt noch Sinn?»,

könnte man fragen. Macht es Sinn Göttern zu huldigen, von denen ich noch nie gehört habe und Feste einer alten Kultur zu feiern. Wozu?

Erstens sollte man, wenn man in West, Mittel- und Nordeuropa zuhause ist, sich einfach mal darüber bewusst werden, dass wir unserer eigentlichen Kultur sprichwörtlich beraubt wurden. Eine natürliche Entwicklung und das Wachstum aus ihr heraus, ist uns durch die römische «Umkultivierung» verwehrt worden.

Der Geist eines Volkes, als Beispiel hier vielleicht die Cherusker*, und die aller anderer Völker wurde gewaltsam umprogrammiert. Der Cherusker-Anführer und «Befreier Germaniens» Arminius** soll gesagt haben: «Ihre [die Römer betreffend] Gesetze sind grausamer als ihre Schwerter.» Nun die Frage wenn wir uns die Geschichte Europas und speziell die Geschichte Deutschlands in den letzten zweitausend Jahren zu Gemüte führen. Könnte dieses kollektive TRAUMA eventuell, vielleicht oder irgend etwas anderes relativierendes, Spuren hinterlassen haben? Sind sich imperiale Mächte je bewusst gewesen oder bewusst, welchen humanitären, kulturellen und geistigen Schaden sie in der Absicht, die Welt nach ihren Vorstellungen gestalten zu wollen und Völkerscharen ideologisch umkrempeln zu wollen, angerichtet haben und anrichten? Jeder Psychologe oder Psychiater und vor allem jeder Betroffene weiß, welche lange, schmerzvolle, manchmal selbstzerstörerische Strecke zu gehen ist, um Gewalt, Vergewaltigung und Manipulation zu verarbeiten. Das stelle man sich nun mal im Großen und Ganzen vor. Da fällt mir dann nichts anderes ein, als zu sagen: «Arme Menschheit! Tut mir leid.»

Zweitens, wer meine Texte zu den alten Bräuchen, Druiden, «Kelten» aus Interesse ließt, wird feststellen, dass ich natürlich auf die alten Zeiten versuche einzugehen. Götter oder Gottheiten, wie Brigit, Cernunnos, Samhain, den vergeistigten Jesus und andere nenne und versuche ihre Präsenz im Welt- und Jahresgeschehen zu erklären. Aber mein Hauptansinnen darin besteht, MEINE Bräuche darzustellen und zwar nicht, weil die jetzt so toll, besonders oder allgemein gültig sind und sein sollten, sondern um verständlich zu machen, dass jeder seine KLEINEN RITUALE haben könnte. Bei dem Angebot durch Bücher, Medien oder sonst irgend etwas anderem, wird man ja schlicht weg erschlagen und gibt wahrscheinlich, beim Ansinnen «etwas zu machen», bei der Überflutung mit Angeboten und Ansätzen auf. Es gibt nicht DIE Rauhnächte oder DIE Jahresfeste. Die Vielzahl der Völkerschaften im alten Europa brachte auch eine Unzahl an Ritualen hervor. Selbst bei der Bestimmung der Tage der Feiern herrscht ein breites Spektrum an Möglichkeiten.

Ich begann durch das Studium der Heilpflanzen mich mit den alten Bräuchen rund um den Jahresverlauf zu beschäftigen und es tut mir gut. Ich – MENSCH - Maren, bin ein Geschöpf der Natur. Ich bin nicht nur eingebettet in ihren Zyklus, sondern UNTERLIEGE auch ihren Gesetzen. Das kann man nun wahrhaben wollen oder nicht. Nach dem ersten kraftaufwendigen Austrieb der Pflanzen, werde ich wie die Pflanzen selbst, MÜDE und brauche eine Pause – Frühjahrs-müde. Ich bin mit Sicherheit kein Frühaufsteher, springe aber voller Tatendrang im Sommer schon mal um Fünf aus dem Bett und durchstreife die Natur. Wenn ich mich im Winter anstrengenden Projekten widmen muss, weil sie keinen Aufschub dulden und ich mich nicht zurück ziehen kann, werde ich traurig und DEPRESSIV. Das Zelebrieren und bewusste Wahrnehmen der Jahreskreisfeste bringt mich, und sei es nur für ein paar Stunden, immer wieder zurück zu meiner NATUR:

Die bewusste Freude über das Wiederkehren des Lichtes und auf den vor der Tür stehenden Frühling, wenn alle meine Freunde aus dem Schlaf erwachen – IMBOLGE

Die Kraft meines Geburtsmonats zu spüren, Rituale für die schöne Venus, meinem Geburtsstern – BELTANE

Das Besinnen auf die gute Ernte, mein Kräuterfeuer mit den Resten der Pflanzen, die ich verarbeitet habe –LUGHNASADH: Meinen grünen Freuden und der Familie eine gute Ruhe und einen erholsamen Schlaf wünschen, die Ernte einstellen und den Winter begrüßen – SAMHAIN Die Sonne willkommen heißen – WINTERSONNENWENDE und so weiter und so fort.


Das alles tut keinem weh, kostet kein Geld, IST SCHÖN & GUT und lässt mich spüren, was ich bin - ein MENSCH, ein natürliches und lebendiges Wesen, den Gesetzen meiner Schöpfung bewusst, sie achtend und respektierend.

Und damit ist die Frage von oben für mich auch beantwortet. JA, es macht Sinn.


*Die Cherusker waren ein Stammesverband in «Germanien», der im Gebiet beidseitig des oberen Flussgebietes der Weser im heutigen Ostwestfalen-Lippe und in Niedersachsen bis zur Elbe lebte.

**Arminius war Anführer der berüchtigten Varusschlacht oder auch genannt als Schlacht im Teutoburger Wald. Er einte die Stämme der Brukterern und Marsern, vielleicht auch Chatten, Angrivariern, Usipeter, Chattuarier, Tubanten, Mattiaker und Landern gegen die Römer. Die Schlacht verlief vernichtend für die Römer, die sich anschließend aus «Germanien» zurück zogen.


Text: Maren Kunst

Quelle: Wikipedia

Video: Maren Kunst


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