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AutorenbildMaren Kunst

Die Wintersonnenwende

Die Wintersonnenwende ist einer der vier jährlich stattfindenden kardinalen Sonnenstandspunkte, die sich aus der 23,5 Grad geneigten Erdrotationsachse ergibt. Würde unsere Erde senkrecht und ungeneigt ihre Bahnen durch das All ziehen, hätte die Sonne immer ihren höchsten Stand am Äquator und es würde keine Jahreszeiten geben.

Zur Wintersonnenwende ist die nördliche Halbkugel der Sonne am weitesten abgeneigt, daher ist der Tag dieses Ereignisses der kürzeste Tag und die längste Nacht im Jahr (2022 in Norddeutschland: 7 Stunden und 27 Minuten zwischen Sonnenaufgang um 8:34 Uhr und Sonnenuntergang 16:02 Uhr). Sie findet meistens am 21. oder 22. Dezember und selten am 20. oder 23. Dezember statt (die nächste Sonnenwende am 20. Dezember wird 2080; am 23. Dezember im Jahr 2303 stattfinden).Umgekehrt verhält es sich an diesem Tag auf der Südhalbkugel. Dort findet an diesem Tag die Sommersonnenwende (längster Tag/kürzeste Nacht) statt. Im Video unter dem Text findest du dazu eine gut dargestellte Animation.

Bei unseren alteuropäischen Vorfahren, die ihr Leben nach dem Zyklus des Jahres und der sich in ihm verändernden Natur, dem Monat, der im Zyklus der Mondphasen erlebt wurde und dem Wechsel zwischen Tag und Nacht richteten, waren Sonnen- und Mondstände die in den Himmel geschriebenen Kalender. Die vier Sonnenkardinalereignisse: Wintersonnenwende, Frühlingstages-und Nacht-gleiche, Sommersonnenwende und Herbsttages-und Nachtgleiche waren garantiert, solange ihnen der Himmel nicht auf den Kopf fiele. So wurde an diesen Tagen gefeiert, die Natur verehrt und ihr Dank und Respekt gezollt. Diese Ereignisse wurden im Brauchtum zu den vier großen Sonnenfesten im Jahreskreis. Im Rhythmus dieser vier Sonne-Erde Konstellationen, die die Jahreszeiten gestalten, als auch am Beleuchtungsstand des Mondes, gestalteten unsere Vorfahren ihr Leben und natürlich die Bewirtschaftung, die ihr Überleben sicherte. Zur Wintersonnenwende – Mitternacht des Jahres - lässt sich in diesem Zusammen-hang natürlich nicht all zu viel berichten, da das Leben und die Felder ruhten und das Vieh in den Ställen gemächlich das Sommerheu verputzte. Und doch wurde die Wintersonnenwende, genauso wie ihre Antagonistin, die vor Licht und Leben strotzende Sommersonnenwende, gefeiert und zelebriert, aber eben still, innehaltend und zuweilen fastend. Zudem hatte und hat diese eben dunkelste Zeit im Jahr ein ungeheuerliches Potenzial für des Menschen Geist. Das Jahr über vielleicht gelangweilt, da nur rational gebraucht, kommt und kam der hungrige und kreative Geist doch meist zu kurz. Der Körper war tagein-tagaus mit Arbeit beschäftigt und der Mensch dazu, in der Ruhe der Abendstunden meist zu müde um die tollen und schönen Ideen des Geistes zu empfangen. Da mussten Felder bestellt werden, Haus und Hof saniert und in Ordnung gehalten werden, das Vieh versorgt werden, die Ernte eingebracht werden, Neues wurde erfahren und ausprobiert, der alte Nachbarschaftsstreit am laufen gehalten, Hochzeiten wurden vorbereitet und und und... Doch jetzt in der Stille der Jahresnacht ist seine Zeit endlich gekommen. Am knisternden Feuer erzählt er, was er so alles über das Jahr hinweg beobachtet hat, die Schöpfung ihn lehrte und mit Witz oder auch ein bisschen Grusel berichtet er nun, was er daraus ersonnen hat.

Nur der Vollständigkeit halber möchte ich hier noch die vier großen Mondfeste erwähnen, die genau zwischen den vier Sonnenfesten gefeiert wurden und zusammen mit ihnen die acht Jahreskreisfeste ergeben oder wie unsere Vorfahren sie erlebten – das achtspeichige Rad. Samhain, als Jahresbeginn und Winteranfang, Imbolc, Beltane als Sommerbeginn und Lugnasad.

Wie bedeutend die Sonnenwendereignisse in alten Kulturen waren, kann man vielleicht daran ermessen, dass bedeutende erhaltene Kultstätten ihrer Tage, etwa Newgrange und Stonehenge in Europa, aber auch Cahokia Woodhenge, eine Kultstätte der Indianer der Mississippi-Kultur - auf den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende ausgerichtet sind.


Mein wintersonnenwenden-ritual,

ist eigentlich keine große Sache. Ich entzünde zu ihrer Begrüßung am Zeitpunkt des Ereignisses (2022: um 22.47 Uhr) ein Feuerlein, dass ich vorher vorbereitet habe. Wie besser könnte ich der Sonne huldigen, als mit ihrem Pendant auf Erden - dem Feuer. Ich gedenke ihrer lebensspendenden Kraft und singe Lieder und Mantras. Als Motivationshilfe und um sie über den Horizont zu locken verräuchere ich im Feuer ihre Lieblingspflanzen und die, deren Regentin sie ist: Sonnenblume, Engelwurz, Alant, Rosmarin, Lorbeer, Muskat, Zimt, Nelke, Johanniskraut, Ringelblume und andere und ihre Lieblingsharze Myrrhe und Weihrauch. Und dann freue ich mich einfach darüber, dass die Tage nun wieder länger werden und auf den nicht mehr allzu fernen Frühling. Ich mache da dann noch etwas und zwar für das Feuer. Bei einem meiner Jahreskreis-Feuer, ich glaube es war an einem Marbon, saß ich da nun am Feuerchen und rauchte eine Zigarette. Irgendwie fühlte ich mich dabei beobachtet und die Flammen des Feuers wurden zudringlich und lechzten in meine Richtung. Im selben Moment erschien vor meinem geistigen Auge der Geist meines Feuers. Selbiger hatte mich nämlich im Visier und verriet mir, dass er betrübt darüber sei, dass er immer nur die Zigarettenstummel kriegte und nie ne' Ganze. Seit dem füttere ich meine Feuer natürlich immer auch mit GANZEN Zigaretten. Konnte ich ja vorher nicht ahnen, dass das Feuer Raucher ist. Obwohl wenn man tiefer drüber nachdenkt und seine Natur berücksichtigt, hätte man ja auch drauf kommen können...

Wenn dann also alle zufrieden sind, die Sonne mit dem Geist und dem Duft ihren Kräutern und das Feuer mit nem' Kippchen und ich in meiner Vorfreude über das wiederkehrende Licht in guter Stimmung bin, gedenke und bedenke ich Menschen und Wesen, die mir wichtig sind und sende ihnen LICHTVOLLE, ERMUTIGENDE & HEILDENDE Schwingungen. Und das war es im Prinzip auch schon mit meiner Wintersonnenwenden-Zeremonie.

Bräuche und Mythen zur Sonnenwende

In dieser Nacht gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das wiedergeborene Sonnenkind. Diesen Mythos ist rund um den Erdball in vielen Kulturen zu finden. Alteuropäische Kulturen: Jul-Fest, zur Wintersonnenwende *An JUL oder JOL - wie es in den nordischen Ländern genannt wird - ist die Dunkelheit gebannt, die Nächte werden kürzer und was tot schien und verloren, wird wieder erwachen. Das Julfest ist ein harmonisches Netzwerk ineinandergreifender Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeitsriten und symbolischer Handlungen zur Neuaktivierung menschlicher und natürlicher Kraft. Den Höhepunkt der Dunklen Zeit bildet Jul, das Wintersonnenwendenfest. In dieser längsten Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt. Der Name JUL oder JOL hat einen ganz alten Bezug zu Odin. Noch heute hat Odin den Beinamen «JOLNIR». Seine wilden Ritte in der Winterzeit und zu den Rauhnächten mit dem wilden Heer heißen «JOLAREIDI». «JUL» läßt sich nach Rätsch ethymologisch als Zauber- oder Beschwörungsfest deuten. Und Odin war dann der Jul-zauberer der «Julerich».

Römisch/Christliche Kultur: Geburt Jesus, 24. Dezember (ab 330 nach der Zeitenwende)

*Es gab schon vor dem Christentum viele Kulturen, die zu dieser Zeit die Wiedergeburt der Sonne und des Lichtes feierten: der Mithras-Kult (die Gottheit Mithras personifizierte ursprünglich in der persischen, später dann auch in der römischen Mythologie Sonne und Licht , dann auch in Ägypten Isis und die Geburt des Horuskindes oder der delphische Dionysoskult, der alle zwei Jahre zur Wintersonnenwende zelebriert wurde. Mit der Ausbreitung des römischen Reiches wurde die Wintersonnenwende dann zum römischen Staatsfeiertag ausgerufen als Geburtstagsfeier des «sol invictus» - der unbesiegbaren Sonne. Also auch die Idee einer Geburtstagsfeier zur Wintersonnenwende war keineswegs eine Erfindung des Christentums. Papst Hippolytos setze sich für den 25. Dezember als Tag der Christgeburt ein - im Jahre 217. Um 330 schließlich erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur römischen Staatsreligion und funktionierte den alten Sonnengott um in den neuen Christengott, der als «lux mundi» - als Licht der Welt - gefeiert wurde. In Deutschland wurde dieser Feiertag erst 813 anerkannt. (*Quelle : www.jahreskreis.info)

Inka Kultur: Inti Raymi, 24. Juni Das Inti Raymi war eine traditionelle religiöse Zeremonie zu Ehren des Gottes Inti, eine Feier der Sonnenwende und des Inka-Neujahrs. Die Feier dauerte neun Tage und umfasste Musik, Tänze, farbenfrohe Kleidung und die Aya Huma-Maske sowie Tieropfer. Skandinavien und Italien: Luciafest, 13. Dezember (die Sonnenwende im alten Kalender) Gefeiert von: Katholiken, Lutheraner und Anglikaner

Das Luciafest ist (wie der Name schon sagt) den Gedenktag der heiligen Lucia, einer christlichen Märtyrerin. Mädchen verkleiden sich in weißen Gewändern mit roten Schärpen und tragen zu Ehren der Heiligen Lucia Kerzenkränze auf ihren Köpfen.

Ostasien: Dongzhi, 20., 21. oder 22. Dezember Gefeiert von: Chinesen, Taiwaner, Japaner, Koreaner, Vietnamesen, Ryukyuaner, Peranakaner

Das Dongzhi-Fest ist die Zeit, in der Familien zusammenkommen und das zu Ende gehende Jahr feiern. Es umfasst das Zubereiten und Essen von Tangyuan (klebrige Reisbällchen), Reiskuchen, Teigtasche und Eintöpfe.

Iran und historisch persisch geprägte Regionen: Yalda-Nacht, 20., 21. oder 22. Dezember Gefeiert von: Iraner, Afghanen, Aserbaidschaner, Tadschiken, Dagestani

Die Yalda-Nacht ist das Fest, das Familien und Freunde gemeinsam feiern. In der längsten Nacht des Jahres essen sie besondere Speisen wie Nüsse, Granatäpfel und Wassermelonen, deren rote Farbe die purpurroten Farbtöne der Morgendämmerung und den Glanz des Lebens symbolisiert. Manche bleiben die ganze Nacht wach, um den Sonnenaufgang zu begrüßen.

Brighton, England: Burning the Clocks (Brennen der Uhren), 20., 21. oder 22. Dezember Gefeiert von: Bürger von Brighton

Das Brennen der Uhren ist eine Feier, die auf einer Prozession von Laternen und Kostümen aus Weidenruten und weißem Seidenpapier basiert. Die Prozession gipfelt in einem Laternenfeuer, begleitet von einem Feuerwerk. Dieses Fest wurde als „Gegenmittel gegen die Auswüchse des kommerziellen Weihnachtsfestes“ geschaffen.

Antarktis: Mittwintertag, 20. oder 21. Juni Gefeiert von: Personal an Forschungsstationen in der Antarktis

Der Mittwintertag (oder Mittwinterfest) wurde von einer britischen Antarktisexpedition als Nachahmung von Weihnachten erfunden. Es umfasst große, ausgefallene Mahlzeiten (Hummer und Ribeye-Steak), Alkohol, Weihnachtsdekoration und den Austausch von Geschenken.


wie entstehen die Jahreszeiten




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