Die Flora bietet uns mit ihrer unglaublichen Vielfalt an Gattungen und Variationen nicht nur ihre Schönheit dar, sondern auch ihre Hilfe. Viele ihrer Sprösslinge dienen uns als Nahrung und können uns bei Krankheit und Belangen Heilung und Linderung verschaffen. Das haben sich Mensch und Tier seit Anbeginn ihrer Existenz zu nutze gemacht. Heiler, Ärzte und Botaniker haben das Wissen über die Heilkräfte der Pflanzen im Laufe der Jahrtausende untersucht, erforscht und angewandt. Leider ist vieles von diesem wertvollen Wissen durch Kriege, Christianisierung, Moderne und die wissenschaftlich begründete Medizin verloren gegangen oder in Vergessenheit geraten. Doch wir leben in einer Zeit, wo die Sehnsucht nach der Natur und die Rückbesinnung auf natürliche Nahrungsmittel und sanfte Medizin für viele wieder im Vordergrund steht. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass industriell hergestellte Nahrung und chemisch produzierte Medikamente zwar schnell zugänglich, sättigend beziehungsweise symptomlindernd sind aber häufig und auf längere Frist Nebenwirkungen und Krankheiten hervorrufen. Das gilt sowohl für Nahrung als auch für Medikamente. Und mittlerweile wird man auch nicht mehr als Öko, Hippi oder Körnerfresser tituliert nur weil man Tee trinkt und kein Fleisch ist. Ganz im Gegenteil, es obliegt nicht mehr einer Minderheit „grün und naturnah“ zu sein und zu konsumieren, vegan ist glücklicherweise IN, im Kommen und ein endlich mal guter und gesunder gesellschaftliches Chic. Sogar so chic, dass man sich mit geringem Einkommen die veganen Produkte kaum leisten kann und das Honorar eines Naturheilers und Heilpraktikers, sofern er nicht mit den Krankenkassen zusammenarbeitet, auch nicht. Also macht sich so manch eine/r selbst auf die Suche nach der geeigneten Heilpflanze und/oder stellt seine Lebensmittel aus dem Garten der Natur selbst her. Die sogenannten „Zivilisationskrankheiten“ wie Erkrankungen des Herzens (Herzinfarkt), des Stoffwechsels (Diabetes Mellitus, Adipositas, etc) oder psychische Erkrankungen (Depressionen) sind nicht nur auf die Schnelllebigkeit und den allgegenwertigen Stress zurück zu führen, sondern werden auch durch ungesunde Nahrung (Fast Food, medikamenten- und krankheitsverseuchten Tierprodukten, Zucker etc.) begünstigt oder erzeugt. Wenn man nun den Wunsch und das Ansinnen hat, sich bei der Linderung und Behandlung von Krankheiten, wieder Rat und Hilfe bei „Mutter Natur“ zu holen, ist das zu Anfang gar nicht so einfach. Viele Pflanzen haben ein weit gefächertes Heilwirkungsspektrum. So stellt sich dann die Frage, bei Halsweh zum Beispiel: „Was nehme ich denn nun? Thymian, Salbei oder Spitzwegerich? Oder alle zusammen?“ Ich habe mir jedenfalls bei der einen oder anderen Sache häufig solche Fragen gestellt. Je mehr ich mich mit den Pflanzen beschäftigt habe, um so klarer wurde mir, dass dieses nicht allein meine Entscheidung war. Ob man es nun glauben will oder nicht, spielt für mich hier eigentlich auch gar keine Rolle. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass es ähnlich wie bei der Arzt/Patientenwahl funktioniert. Das „Zauberwort“ lautet SYMPATHIE.
Ich gehe also zu einem Arzt, den ich bis jetzt weder kannte noch brauchte. Und da bin ich entweder beim ersten Mal auch das letzte Mal gewesen oder ich habe das gute Gefühl, einen vertrauensvollen Arzt gefunden zu haben, der mich unterstützten möchte, gesund zu werden und mich sieht. Man könnte meinen, das Ärzte es da nicht so einfach haben. Die müssen ja irgendwie jeden nehmen. Ich bin jedoch der Meinung, das man während der Konsultation schon erkennen kann, wie mir mein Gegenüber gesonnen ist. Und das ist auch völlig in Ordung. In meinem Verstehen helfen Ärzte nicht allein durch ihre spezifischen Instrumente und Medikamente, sondern auch durch ihre Energie. Und wenn mich nun mal einer nicht mag, dann ist das so... Speziell in meinem Falle kann ich nicht nur darüber ein „Liedchen“ singen sondern ein X-seitiges Gesangsbuch durchträllern. Zugeben muss ich an der Stelle allerdings auch, das ich durch Angst, schlechte Erfahrungen und Misstrauen auf den ersten Blick weder ein sympathischer noch einfacher Patient bin... Das dazu...
Und ähnlich funktioniert es in meinem Verstehen eben auch mit den Heilpflanzen. Wenn ich mich mit dem einen oder anderen Pflänzchen näher beschäftig habe, wirkte nicht nur sein Geschmack, Geruch oder sein Aussehen auf mich, sondern eben auch seine Energie. So kam es und kommt es, dass ich mich bei bestimmten Beschwerden heute viel einfacher und auch schneller entscheiden kann, welchen Tee ich mir zubereite und welches Öl ich anwenden möchte. Da mir bereits während ich darüber nachdenke, welche Pflanze mir helfen könnte, die eine oder andere in den Sinn kommt und somit mit mir korrespondiert. So kommt es bei einer eher empathischen als stofflichen Herangehensweise eben auch vor, dass ich, wenn ich mich für eine Pflanze entschieden habe, ich erspüre, das sie mir sagt: „Nein da bin ich nicht die Richtige.“ und das ist in Ordnung so und ich suche weiter. Ich denke auch, dass das der Grund für die mannigfaltigen Beschreibungen der Heilwirkungen von einzelnen Pflanzen ist. Jede oder jeder der im Laufe der Geschichte über Pflanzen geschrieben und berichtet hat, hatte und hat seine Vorlieben und suchte und sucht vorrangig bei denen Linderung und Heilung, die ihr oder ihm am Liebsten waren und sind. Und siehe da, obwohl es bei Kopf- oder Bauchweh speziell helfende Pflanzen gab und gibt, hat es die Lieblingspflanze eben auch getan. Und das ist denke ich auch der Grund dafür, warum wir heute so häufig lesen: „...konnte in Studien nicht nachgewiesen werden, die Wirkung kann nicht wissenschaftlich belegt werden und so weiter.“. Wobei natürlich bestimmte Pflanzenwirkstoffe klare Ergebnisse erzielen und auch in der modernen Medikamentenherstellung angewendet werden. Und wie es auch in menschlichen Beziehungen ist, so sind auch meine Beziehungen zu Pflanzen abhängig von Stimmung, Zeit, Saison oder sonstigem. Nicht jeder Tag ist gleich. Ich drücke mich ja zum Beispiel auch manchmal vor einem Anruf oder Besuch weil ich das Gefühl habe, heute passt die Kombination nicht so gut. So lasse ich an bestimmten Tagen lieber die Finger von dem einen oder anderen Kräuterglas und greife ein paar Tage später wieder gerne darauf zu. Und auch das ist dann nicht alleine meine Entscheidung sondern die Korrespondenz zwischen dem Inhalt des Glases und mir. Wie auch immer. Die Arbeit und die Auseinandersetzung und Erforschung der Pflanzen ist eine meiner Lieblingstätigkeiten. Es ist auch nicht nur die Lehre, die ich erhalte sondern es schult auch meine Achtsamkeit und Beobachtungsgabe mit den zumeist fragilen Wesen der Pflanzen. Schnell, schnell gemacht, geht es wie bei fast allen Dingen, außer durch geschulte Hand oder in Notsituationen die eine gewisse Eile erfordern zum Beispiel, meistens nach hinten los. Blatt für Blatt oder Blüte für Blüte möchte sorgsam gezupft, gepflückt oder bearbeitet werden und wenn es einem so wie mir Freude bereitet, freuen sich die Pflanzen über ein Lächeln im Gesicht oder ein gesummtes oder gesungenes Ständchen. Ich fühle das und so macht dann die Zusammenarbeit noch mehr Freude. Es gibt heute mehr und mehr Menschen, die sich ernsthaft mit der Thematik „Hilfe aus der Natur“ oder traditioneller Medizin auseinander setzen. Eine Vielzahl von Büchern oder anderer Medien steht uns dabei zur Verfügung und kann zu Rate gezogen werden. Mich persönlich hat die Widersprüchlichkeit vieler Medien, Interpretationen und Meinungen verwirrt und so bin ich zu guter Letzt bei den wirklich alten Meistern heraus gekommen, deren Beschreibungen unverfälscht und authentisch auf mich wirkten und wirken. So war mein großer Meister DIOSKURIDES nicht nur ein hoch angesehener Kaiserarzt der darauf wartete, das dem Nero oder Claudius das Köpfchen schmerzte oder sie Verdauungsprobleme plagten, sondern ein Arzt, der in den Schlachten der Eroberungszüge elendes Leid erfuhr und die verletzten Krieger und Soldaten behandelte, pflegte oder ihnen die letzte Gnade erwies. Und ich bin mir diesbezüglich sogar ziemlich sicher, obwohl ich es nicht weiß, aber ich glaube keiner von seinen damaligen Patienten, sowohl im Frieden als auch im Krieg, wird an ihm gezweifelt haben oder blutüberströmt mahnend das Fingerchen erhoben haben und gesagt haben: „die Pflanze ist aber giftig oder ich weiß nicht ob ich darauf allergisch reagiere.“ Was ich damit sagen möchte ist, dass es uns in heutiger Zeit und bei der ganzen, und ich nehme mir heraus zu unterstellen, teilweise gezielten Negativpropaganda in Bezug auf die Natur: Giftpflanze, die negative Assoziation des Wortes „Droge“, Unkraut und so weiter, ziemlich schwer gemacht wird, der Natur zu vertrauen. Spontan fällt mir da der Wildlattich (Lactuca Virosa), ein Verwandter des Kopfsalates ein. Wildlattich, oder wie er heute heißt, Giftlattich ist eine Pflanze die noch bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts großflächig zur hauptsächlich pharmazeutischen Nutzung in Mitteldeutschland angebaut wurde und als Heilpflanze im DAB, dem Deutschen Arzneimittlebuch gelistet war. Sein Milchsaft wirkt schmerzlindernd, beruhigend und schlaffördernd. Der florierende Welt- und Seehandel brachte auch hochwirksame Pflanzen von Übersee daher und man fand heraus, das Opiate aus Pflanzen wie dem Schlafmohn noch wirkungsvoller sind. Der Anbau von Lactuca Virosa wurde aufgegeben und Mohnplantagen in Asien in Auftrag gegeben. Der Lactuca hatte ausgedient aber zur Sicherheit, man sollte ja schließlich auf die pharmazeutischen Produkte vertrauen, bekam er auch noch den Namen Giftlattich verpasst. Kein Mensch würde sich ja schließlich einer Pflanze bedienen, deren Name ja schon im Vorwege Gefahr verheißt, oder?
Mir ist aufgefallen, das es ein derart ungutes Vokabular für natürliche Wesen und Phänomena gibt (wie schon erwähnt das Unkraut, Unwetter, Raubvogel, Giftpflanze uvm ). Alleine die Bezeichnung Umwelt geht mir alles andere als runter wie Öl. Was soll das eigentlich heißen? Eine Welt um was? Eine Welt, die den sich selbst göttergleich spezifizierten Menschen umgibt? Naja ich denke was das angeht, sind meine Ansichten wahrscheinlich für meine „Umwelt“ etwas zu radikal. Jedoch fällt mir ganz besonders im Punkto Natur auf, wie manipulativ Sprache sein kann. Pestizide (das Wort leitet sich aus dem Lateinischen und den Worten: Geißel, Seuche und Töten ab) sind da nämlich Pflanzenschutzmittel, die qualvoll zur Fleischproduktion gezüchteten und getöteten Tiere heißen Nutztiere, die Abholzung und das Abbrennen des Regenwaldes nennt sich da Nutzflächenrodung, die grauenvolle Vergiftung von Tieren mit Chemikalien, Haushaltsreinigern, Alkohol und Medikamenten nennt sich ganz banal Tierversuch... Um nicht weiter abzuschweifen und um zum Ende zu kommen, möchte ich sagen, dass es sich für den lohnt der unsicher ist oder zweifelt, sein womöglich anerzogenes oder erlerntes Wissen über die Pflanzen mal ganz für sich und in Ruhe auf Wahrheit und Sinn zu überprüfen. Und auch möchte ich erneut betonen, dass ich kein Gegner der modernen Medizin und ihrer Medikamente bin, Ich finde bloß, dass das Gesundheitswesen kein kapitalerzeugender Wirtschaftszweig sein sollte und das überschüssiges Kapital aus anderen Wirtschaftszweigen in die Verbesserung der Medizin und Pflege investiert werden sollte und nicht die Taschen korrupter Politiker und Pharmahändler füllen sollte. Zum Thema Medikamentenverschreibung habe ich die Meinung, dass in heutiger Zeit die vielzitierten Worte des großen PARACELSUS, die ja umgangssprachlich in Bezug auf Pflanzen verwendet werden, heute viel mehr auf moderne Heilmethoden- und substanzen Anwendung finden:
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht,
dass ein Ding kein Gift ist.“
Autor: Maren Kunst
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