Bitterer Beifuß – Heilbitter – Das Kraut der Bitterkeit
Vorab möchte ich auf den Text über den Wermut von Nicholas Culpeper aus seinem Werk «The Complete Herbal» aufmerksam machen. Er befindet sich am Ende dieses Beitrages. Für mich ist er ein Lehrstück in Sachen AstroMedizin, ärztlicher Ethik und AltEnglisch (Mensch, war das ein Brocken...). Er ist für jeden, der sich mit diesen Dingen beschäftigt absolut lesenswert!
Der Wermut hatte es dem Herrn Culpeper wohl sehr angetan. Ja, er wich ihm wohl wie ein Freund nicht von der Seite. Culpeper brauchte ihn wohl. Beim Übersetzen seines Werkes «The Complete Herbal» ist mir hier und da aufgefallen, das Frustration und Verbitterung über seinen Berufsstand an ihm nagten.
Ich habe mich ehrlich gesagt, schwer mit der Übersetzung getan. Das Übersetzen im Eigentlichen ist einfach nicht meine Kernkompetenz und doch war ich, über alle Sprachbarrieren hinweg, auch während ich den Text übersetzte, sehr glücklich und zufrieden. Bei der Vertiefung meines Studiums über die AstroMedizin habe ich nun endlich jemanden gefunden, dem ich vertraue und den ich verstehe. Culpeper war ein Praktiker und kein «Schnacker». Das gefällt mir sehr. Auch er zitiert oft meinen großen Meister Dioskurides. Das bildet dann für mich eine Linie. Auch seine Ablehnung und tiefe Abneigung gegen die akademische und elitäre Überheblichkeit, die besonders in der Medizin so überhaupt nichts zu suchen hat, teile ich.
Hier vorab die SchlussWorte seines Textes über den Wermut:
«...Wer dies liest und versteht, was er liest, der hat ein Kleinod, das mehr wert ist als ein Diamant; wer es nicht versteht, der taugt ebenso wenig zum Arzt. In diesen Worten liegt ein Schlüssel, der, wenn er von weiser Hand gedreht wird, das Kabinett der Heilkunde aufschließt: Ich habe es so deutlich gesagt, wie ich konnte; es gilt nicht nur für Wermut, wie ich schrieb, sondern für alle Pflanzen, Bäume und Kräuter; wer es nicht versteht, ist meiner Meinung nach unfähig, Medizin zu praktizieren. Dies soll leben, wenn ich tot bin. Und so überlasse ich es der Welt und kümmere mich keinen Pfennig darum, ob sie es mögen oder nicht. Das Grab ist allen Menschen ebenbürtig, und deshalb wird es mich mit allen Fürsten gleichstellen; bis dahin ist die ewige Vorhersehung über mir: Dann wird mich die böse Zunge eines Schwätzers oder eines Menschen, der mehr Zunge als Verstand oder mehr Stolz als Ehrlichkeit hat, niemals stören. Die Weisheit wird durch ihre Kinder gerechtfertigt.»
Der Wermut aus der Familie der Artemisia, ist ein Verwandter des Beifußes und des Estragons. Diese Pflanzen zeichnen sich durch einen sehr hohen Anteil an Bitterstoffen aus und haben dadurch hohe heilende und lindernde Eigenschaften auf unsere Verdauungsorgane und ganz besonders auf die SäfteRegulierung der Galle.
Der lateinische Name Artemisia ehrt die Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes, Herrin der wilden Tiere und Schamanin Artemis. Artemis behandelte den verletzten Kentauren, Gelehrten und Heiler Chiron mit – so mir bekannt – Beifuß (Artemisia vulgaris). Chiron ehrte später dann der Göttin zu Ehren die Pflanze mit ihrem Namen.
In der Geschichte wird Wermut häufig als Kraut der Bitterkeit oder Verbitterung (im psychisch-seelischen Sinne) erwähnt. Das verstehe ich aber eher als Signatur und möchte es nicht negativ belegen. Grund dafür ist folgender: HIPPOKRATES entwickelte die VIERSÄFTELEHRE und weist bereits auf die Abhängigkeit zwischen gesunden Säften (Blut, Schleim und Galle) und unserem psychischen Wohlbefinden hin. GALENOS VON PERGAMON (GALEN) entwickelte aus ihr die TEMPERAMENTENLEHRE und ordnet die Dominanz einer dieser Säfte wie folgt zu:
Sanguiniker: Blut (heiter, aktiv)
Phlegmatiker: Schleim (passiv, schwerfällig) Melancholiker: Schwarze Gallenflüssigkeit (traurig, nachdenklich) Choleriker: GelbeGallenflüssigkeit (reizbar und erregbar)
Somit sorgt ein gesunder Verdauungsprozess und ein gut ausbalancierter Verdauungs-säftefluß auch für eine ausgeglichene und lichte psychische Verfassung. Und dieses begünstigt der WERMUT mit seinem hohen Anteil an Bitterstoffen.
Die Heilwirkung des Wermuts bei:
Appetitlosigkeit
Magendruck und Völlegefühl
Blähungen
Lebererkrankungen
leichten Krämpfen (Magen-Darm-Trakt)
Wurmbefall
Gastritis
Entzündungen der Gallenblase Gallensteinen Störungen des Gallenflusses
Menstruationsbeschwerden
In der Anthroposophischen_Heilkundewird Wermut bei epileptischen Anfälle und nervösen und hysterischen Krämpfe eingesetzt. Es ist bekannt, dass das im Wermut enthaltene Thujon eigentlich Krämpfe und Nervenlähmungen (MISSBRAUCH von Absinth) hervorrufen kann. Die Homöopathie an sich behandelt ja aber «Feuer mit Feuer». Daher wird in Bezug auf den Wermut PARACELSUS berühmtes Zitat besonders deutlich: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht es, dass ein Ding kein Gift sei.»
Das zeigt auch eine andere Anwendungsmöglichkeit des Wermuts auf, und zwar die des Augenwassers aus Wermutsud (bei geröteten und trockenen Augen, entzündeten Augenlidern und Augenringe) für eine bessere Sicht. Wie gesagt, die Dosis macht's.
Das KünstlerWässerchen – Absinth
Das das Wermutgetränk ABSINTH sehr kreative optische Wahrnehmungen erzeugt, jedoch nicht gerade für den klaren Blick sorgt (oder eben doch, man weiß es nicht...), beweisen Vincent van Goghs Südfrankreich Werke und Picassos Werke der Blauen Periode. Sie zählen wohl zu den berühmtesten "Sehstörungen" - wenn man so will - der Kunstgeschichte, verursacht durch das im Wermut enthaltene ätherische Öl THUJON. Beide Künstler und viele andere auch (E. Manet, P. Gauguin, O. Wilde, E. Hemingway und Victor Hugo) waren dem Getränk sehr zugetan, benutzten es als Rauschmittel und waren bis hin süchtig danach. Was natürlich in keiner weise witzig ist, jedoch sind die Werke, die in Zusammenarbeit mit dem Wermut entstanden, sehr beeindruckend und wundervoll.
Durch die Jahrtausende und Jahrhunderte hinweg (erste schriftliche Erwähnung des Wermuts 1600 vor der Zeitenwende im «Papyrus Eber») wurde der Wermut vielseitig verwendet. Zum Beispiel bei:
Cholera und Pest
Lähmungen
Vergiftungen
Augenentzündungen
Schlaflosigkeit
und als Abwehr gegen Beschreiung und Berufung sowie negative Energien
HILDEGARD von BINGEN zählte neben der MELISSE den «wermuda» zu den wirkungsvollsten Heilpflanzen. Sie nannte ihn den «wichtigsten Meister gegen alle Erschöpfungen».
Wermut wirkt:
appetitanregend
gallenflussfördernd
leberschützend
antiviral
durchblutungsfördernd
wärmend
tonisierend
immunsystemstärkend
verdauungsfördernd
Die Inhaltstoffe des Wermuts:
Wermut gehört neben Enzian zu den Kräutern in Europa, die die stärkste Bitterkraft aufweisen. Der Bitterwert des Wermuts beträgt rund 20.000 (zum Vergleich: Enzian 30.000; Andorn etwa 4.000).
Bitterstoffe (Absinthin)
Ätherische_Öle (unter anderem Thujon)
Chamazulen: entzündungshemmend (auch in Echter Kamille) Flavonoide: antioxidativ, antikanzerogen, gefäßschützend Polyacetylenen u.a.
THUJON: (Zum Missbrauch von Absinth) Thujon ist ein ätherisches Öl was bei sehr ausgedehntem Gebrauch und Missbrauch zu Muskelkrämpfen, Bauchkrämpfe, Nierenversagen, Störungen und Lähmungen der Nerven, Sehstörungen und Bewusstlosigkeit führen kann. Im WÄSSRIGEN Auszug und Wein ist Thujon im Gegensatz zum hochprozentigen ALKOHOLISCHEN Auszug gar nicht oder nur in geringen Mengen enthalten.
Aus der MATERIA MEDICA von Pedanius DIOSCURIDES über den Wermut:
Wermuth. Artemisia absinthium (Compositae) - Absinth, Wermut
Das Absinthion, das sehr bittere [die Aegypter nennen es Somi, die Römer Absinthium rusticum] ist ein bekanntes Kraut. Das beste davon ist das in Pontus und Kappadokien an dem Gebirge wachsende, welches der Taurus heisst. Es hat die Kraft, zu erwärmen, zu adstringiren, die Verdauung zu befördern, und Magen und Bauch von hineingedrungenen galligen Stoffen zu reinigen. Es treibt den Harn und verhindert, wenn es vorher ge- nommen wird, den Rausch. Mit Sesel und keltischer Narde getrunken ist es ein gutes Mittel gegen Blähungen und Bauch- und Magenschmerzen, auch heilt der Aufguss oder die Abkochung davon Appetitlosigkeit und Gelbsucht, wenn sie täglich in der Gabe von 3 Bechern genommen werden. Getrunken sowohl wie auch mit Honig als Zäpfchen eingelegt befördert es die Katamenien. Mit Essig getrunken ist es ein gutes Mittel gegen die verderbliche Wirkung von (giftigen) Pilzen, mit Wein aber gegen Ixia und Schierling, gegen den Biss der Spitzmaus und den Meerdrachen. Gegen Schlundmuskelentzündung gibt es die beste Salbe mit Honig und Natron, gegen Epinyktiden mit Wasser, gegen Sugillationen unter den Augen mit Honig; gegen Stumpfsichtigkeit und eiterflüssige Ohren wird es in gleicher Weise angewandt. Die Blähung mit einer Abkochung davon hilft bei Ohren- und Zahnschmerzen. Die Abkochung mit süssem Wein ist als Umschlag für sehr schmerzhafte Augen angebracht. Es wird auch als Umschlag gebraucht gegen Unterleibs-, gegen Leber- und Magenschmerzen, auch wenn sie chronische Leiden sind, zusammengemischt mit kyprischer Wachssalbe, beim Magen mit Rosensalbe. Auch den Wasser- und Milzsüchtigen bringt es Besserung, wenn ihm Feigen, Natron und Taumellolchmehl zugemischt werden. Es wird auch ein Wein daraus bereitet, der sogen. Wermuthwein, vorzüglich in der Propontis und in Thrakien, wo man ihn in den vorhin genannten Fällen bei Fieberfreiheit anwendet. Auch sonst trinken sie ihn im Sommer vorher (d.h. vor der Mahlzeit), indem sie glauben, dass er der Gesund- heit zuträglich sei. Er (der Wermuth) scheint auch, in den Schränken aufgehängt, die Kleider vor Mottenfrass zu schützen und mit Oel zu- sammen als Salbe die Mücken abzuhalten, so dass sie den Körper nicht belästigen. Wird die Schreibtinte mit einem Aufguss desselben versetzt, so bewahrt es die Schriftstücke vor Mäusefrass. Der Saft des Absinths scheint aber dieselbe Wirkung zu auszuüben, ausser dass wir ihn nicht zu Trünken für gut halten, da er dem Magen zuwider ist und Kopfschmerzen verursacht. Einige verfälschen den Saft durch Zumischung von eingekochtem Oelsatz.
Aus «The Complete Herbal» von Nicholas Culpeper
Wermut – Common Wormwood
Gewöhnlichen Wermut werde ich nicht beschreiben, denn jeder Junge, der ein Ei essen kann, kennt ihn. Römischer Wermut; Und warum römisch, da er in England sehr verbreitet ist? Er mag so genannt werden, weil er gut für einen stinkenden Atem ist, wovon die Römer nicht sehr frei sein können, da sie so viele verderbte Häuser auf Anordnung seiner Heiligkeit unterhalten.
Zeit: Alle Wermutpflanzen blühen gewöhnlich im August, etwas früher oder später. Herrschaft und Tugenden: Erlaubt Ihr mir, ein wenig kritisch zu sein? Ich muss es mir erlauben. Der Wermut ist ein Kraut des Mars, und wenn Pontanus das Gegenteil behauptet, ist er neben der Spur; ich beweise es so: Was sich an kriegerischen Orten erfreut, ist ein kriegerisches Kraut; der Wermut aber erfreut sich an kriegerischen Orten (denn um Schmieden und Eisenhütten kann man eine Wagenladung davon sammeln), ergo ist er ein kriegerisches Kraut. Er ist heiß und trocken im ersten Grad, d.h. gerade so heiß wie dein Blut, und nicht heißer.
Sie behebt die Übel, die die Cholera dem Körper des Menschen zufügen kann, durch Sympathie. Er hilft den Übeln, die Venus und der übermütige Junge (Anmerk.d.Ü.: ich denke hier ist der Mars selbst gemeint) hervorbringen, durch Antipathie; und er tut noch etwas anderes. Er reinigt den Körper von Cholera (wer wagt zu sagen, dass Mars nichts Gutes tut?), er provoziert Urin, hilft bei Überdruss oder Schwellungen im Bauch; er bewirkt Appetit auf Fleisch, denn Mars regiert das menschliche Verlangen: Die Sonne hat nie ein besseres Kraut gegen die Gelbsucht beschienen als dieses.
Warum schreit der Mensch so sehr nach dem Mars wegen eines Unglücks, (oder auch nach dem Saturn?) Hat Gott Geschöpfe geschaffen, um der Schöpfung ein Unglück anzutun? Dieses Kraut bezeugt, dass Mars bereit ist, alle Krankheiten zu heilen, die er verursacht. Die Wahrheit ist: Mars mag keine Feiglinge, Saturn keine Narren und ich auch nicht.
Nimm von den Blüten des Wermuts, des Rosmarins und des Schwarzdorns, von jedem eine gleiche Menge, die Hälfte der Menge Safran; koche dies in rheinischem Wein, aber lege den Safran nicht hinein, bis es fast gekocht ist; Dies ist der Weg, um den Körper eines Menschen in Gesundheit zu halten, hat Camerarius in seinem Buch mit dem Titel Hortus Medicus angegeben, und es ist auch eine gute Methode. Neben all dem provoziert der Wermut die Gänge. Ich würde gerne Astrologen lehren und sie zu Ärzten machen (wenn ich wüsste, wie), denn sie sind am besten für diesen Beruf geeignet. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, fragen Sie Dr. Hippokrates und Dr. Galen, ein paar Herren, mit denen unser Kollegium von Ärzten zu schwadronieren pflegt, anstatt ihnen zu folgen.
In diesem unserem Kraut will ich das Vorbild eines Meisters geben, den Söhnen der Kunst grob gezeichnet, aber so nahe an der Wahrheit, wie die Männer von Benjamin einen Stein werfen konnten: Dadurch, meine Brüder, können die Sterndeuter an einem Pfennig erkennen, wie ein Schilling gemünzt wird. Was das Kollegium der Ärzte betrifft, so sind sie zu stattlich, um zu studieren, oder zu stolz, um weiterzumachen.
Man sagt, die Maus stehe unter der Herrschaft des Mondes, und das sei der Grund, warum sie nachts fresse. Das Haus des Mondes ist der Krebs; Ratten sind von der gleichen Natur wie Mäuse, aber sie sind ein wenig größer. Mars fällt in den Krebs, ergo ist Wermut, der ein Kraut des Mars ist, ein probates Mittel gegen den Biss von Ratten und Mäusen.
Pilze (ich kann ihnen nicht den Titel Herba, Frutex oder Arbor geben) stehen unter der Herrschaft des Saturn, (und sie schaden mitunter ebenso sehr wie sie nützen;) wenn sich jemand durch den Verzehr von ihnen vergiftet hat, heilt ihn Wermut, ein Kraut des Mars, weil Mars im Steinbock, dem Haus des Saturn, erhöht ist, und dies tut er durch Sympathie, wie er das andere durch Antipathie tat. Quaddeln, Stöße, schwarze und blaue Flecken, die entweder durch Quetschungen oder Schläge entstehen. Wermut, ein Mars-Kraut, hilft, denn Mars (so sehr man ihn liebt und hasst) wird dir nicht den Kopf einschlagen, aber er wird dir eine Beule verpassen. Wenn er euch nur lehrt, euch selbst zu kennen, ist seine Höflichkeit größer als seine Unhöflichkeit.
Die größte Antipathie zwischen den Planeten besteht zwischen Mars und Venus: der eine ist heiß, der andere kalt; der eine ist tagaktiv, der andere nachtaktiv; der eine ist trocken, der andere feucht; ihre Häuser sind entgegengesetzt, der eine männlich, der andere weiblich; der eine ist öffentlich, der andere privat; der eine ist tapfer, der andere verweichlicht; der eine liebt das Licht, der andere hasst es; der eine liebt das Feld, der andere die Laken.
Die Kehle steht unter Venus, die Mandelentzündung liegt in der Kehle und ist dort eine Entzündung; Venus regiert die Kehle (sie steht unter ihrem Zeichen Stier), Mars rottet alle Krankheiten in der Kehle durch seine Kräuter aus (Wermut ist eines davon) und schickt sie mit einem Auftrag nach Ägypten, um nie mehr zurückzukehren, dies geschieht durch Antipathie.
Die Augen stehen unter den Beleuchtungskörpern. Das rechte Auge eines Mannes und das linke Auge einer Frau beansprucht die Sonne für sich; das linke Auge eines Mannes und das rechte Auge einer Frau sind Privilegien des Mondes, Wermut, ein Kraut des Mars, heilt beide; was der Sonne durch Sympathie gehört, weil er in seinem Haus erhöht ist; was aber dem Mond durch Antipathie gehört, weil er seinen Fall in ihrem hat.
Angenommen, ein Mensch wird von einer wilden Kreatur gestochen oder gebissen, stellt euch vor, eine Wespe, eine Hornisse, ein Skorpion, Wermut, ein Kraut des Mars, gibt euch eine sofortige Heilung. Der Mars, cholerisch wie er ist, hat diese Geduld gelernt, über eure bösen Reden von ihm hinwegzugehen, und sagt euch durch meine Feder, dass er euch keinen Kummer, sondern Heilung gibt. Ihr braucht nicht zu Apollo zu laufen, noch zu Æsculapius; und wenn er so cholerisch wäre, wie ihr ihn darstellt, hätte er schon längst sein Schwert vor Zorn gezogen, wegen der üblen Gesinnung dieser Leute, die nur seine Laster und nicht seine Tugenden sehen wollen.
Der ewige Schöpfer des Mars hat ihn zum Wohle der Allgemeinheit erschaffen, und die Menschenkinder werden es am Ende der Welt erkennen. Et cælum Mars solus babet. Und der Mars allein trinkt den Himmel. Ihr sagt, Mars sei ein Zerstörer; mischt ein wenig Wermut, ein Kraut des Mars, mit eurer Tinte, weder Ratten noch Mäuse berühren das damit geschriebene Papier, und dann ist Mars ein Bewahrer. Die Astrologen meinen, Mars verursache Schorf und Juckreiz, und die Jungfrauen sind böse auf ihn, weil die lüsterne Venus ihnen sagte, er verforme ihre Haut; aber, sprach Mars, mein einziger Wunsch ist, dass sie sich selbst erkennen; mein Kraut Wermut wird ihnen die Schönheit zurückgeben, die sie früher hatten, und darin werde ich nicht einen Zoll hinter meinem Gegenüber zurückbleiben,
Venus: denn was ist das größte Übel, derjenige, der eine angeborene Schönheit wegnimmt, und wenn er es getan hat, weiß er sie wiederherzustellen, oder diejenige, die einer Schar von lüsternen Mädchen beibringt, ihr Gesicht zu bemalen? Wenn Mars in einer Jungfrau ist, in der Geburt, so sagt man, er verursache die Kolik (es ist gut, dass Gott einen Körper gesetzt hat, um den Stolz des Menschen niederzureißen.) Er in der Jungfrau plagt niemanden mit der Kolik, außer denen, die sich selbst nicht kennen (denn wer sich selbst kennt, kann leicht die ganze Welt erkennen.) Wermut, ein Kraut des Mars, ist ein probates Heilmittel dagegen; und ob es einem Christen am liebsten ist, ihn für sein Gutes zu lieben oder für sein Böses zu hassen, das sollt ihr beurteilen. Ich hatte fast vergessen, dass die Nächstenliebe nichts Böses denkt. Ich war einmal im Tower und sah die Garderobe, und da waren sehr viele schöne Kleider: (ich kann sie nicht anders nennen, denn ich war nie ein Leinen- oder Wolltuchmacher), doch so schön sie auch aussahen, ich war der Meinung, dass die Motten sie vielleicht verzehren könnten. Motten stehen unter der Herrschaft des Mars; dieses Kraut Wermut, das unter die Kleider gelegt wird, wird eine Motte dazu bringen, sich nicht mit den Kleidern einzulassen, so wie ein Löwe sich nicht mit einer Maus einlässt oder ein Adler nicht mit einer Fliege. Du sagst, Mars sei zornig, und es ist wahr, er ist zornig auf viele Landsleute, weil sie so dumm sind, sich vom Kollegium der Ärzte an der Nase herumführen zu lassen, wie sie Bären in den Pariser Garten führen. Melancholische Menschen können es nicht ertragen, wenn man ihnen in Bezug auf ihren guten Ruf Unrecht tut, und das macht dem alten Saturn sehr zu schaffen, denn man nennt ihn den größten Unglücksbringer im Körper des Menschen. Er regiert die Milz, (und das macht den Gierigen so verdrießlich) so liegt der arme alte Mann schreiend auf seiner linken Seite. Vater Saturn ist zornig, Mars kommt zu ihm: "Komm, Bruder, ich erkenne, dass du böse geredet bist, und ich auch. Du weißt, dass ich meine Erhöhung in deinem Haus habe. " Er gab ihm ein Kraut von sich, Wermut, um den alten Mann zu heilen: Saturn willigte ein, sprach aber wenig, und so heilte ihn Mars durch Mitleid.
Als Mars vom Krieg befreit war (denn er liebt es, zu kämpfen, und ist der beste Freund, den ein Soldat hat), ich sage, als Mars vom Krieg befreit war, berief er einen Kriegsrat in seinem eigenen Kopf ein, um zu beraten, wie er dem armen, sündigen Menschen Gutes tun könnte, denn er wollte seine Schmähungen vergessen, weil man ihn einen Unglücksbringer nannte. Er sammelt seine eigenen Truppen und stellt sie in Bataillone.
Oh! sagte er, warum tue ich einem armen, dummen Mann oder einer Frau weh? Sein Engel antwortet ihm: Weil sie ihren Gott beleidigt haben. (Schaut zurück zu Adam:) Nun, sagt Mars, obwohl sie schlecht von mir reden, werde ich ihnen Gutes tun; der Tod ist kalt, mein Kraut wird sie wärmen: Sie sind voll schlechter Laune (sonst hätten sie nie schlecht von mir gesprochen), mein Kraut wird sie reinigen und austrocknen; sie sind arme schwache Geschöpfe, mein Kraut wird sie stärken; sie sind stumpfsinnig, mein Kraut wird ihre Sinne stärken;[ und doch verdient dies alles unter den Astrologen kein gutes Wort: O die Geduld des Mars!
Felix qui potuit rerum cognoscere caucas,
Inque domus superum scandere cura facit.
O glücklich der, der die Erkenntnis erlangen kann,
Den ewigen Gott zu erkennen, der nichts umsonst gemacht.
Neulich erzählte mir Mars, dass er sich mit Venus traf und sie fragte, was der Grund dafür sei, dass sie ihm vorwarf, die Frauen zu missbrauchen. Er hat ihnen nie die Pocken gegeben. Im Streit gerieten sie aneinander, und im Zorn trennten sie sich, und Mars erzählte mir, dass sein Bruder Saturn ihm gesagt habe, dass eine gegengiftige Medizin das beste Mittel gegen die Pocken sei. Einmal im Monat trifft er sich mit dem Mond. Mars ist schnell genug der Rede, und der Mond nicht viel hinter der Hand, (auch nicht die meisten Frauen.) Der Mond kümmert sich viel um Kinder, und Kinder sind viel mit den Würmern geplagt; Sie wünschten eine Medizin von ihm, er bot ihr sein eigenes Kraut, Wermut.
Kaum hatte er sich vom Mond getrennt, da traf er die Venus, und die war betrunken wie ein Säufer. "Ach, arme Venus", sagte er, "was, du hast ein Königreich, und bist betrunken? Ich will dir ein Gegenmittel geben; Nimm mein Kraut Wermut, und du sollst nie einen Überdruss bekommen vom Trinken. Ein armer, dummer Landmann hat einen Schüttelfrost und kann nicht seiner Arbeit nachgehen; er wünscht, er hätte ihn nicht, und ich auch; aber ich will ihm ein Mittel sagen, womit er ihn verhindern kann; Nimm das Kraut des Mars, Wermut, und wenn Unglück gut tut, was wird dann Glück tun?
Manche meinen, die Lunge stehe unter Jupiter; und wenn es die Lunge ist, dann ist es auch der Atem; und obwohl ein Mann manchmal einen stinkenden Atem hat, so ist Jupiter doch ein Glücksfall; da kommt Mars zu ihm: Komm, Bruder Jupiter, du weißt, dass ich dir letzte Nacht ein paar Trigone in dein Haus geschickt habe, den einen vom Widder und den anderen vom Skorpion; gib mir die Erlaubnis, diesen armen Mann durch Mitgefühl zu heilen, indem er jeden Morgen einen Schluck Wermutbier trinkt.
Der Mond war neulich schwach, und sie gab einem Mann zwei schreckliche Übel, ein stumpfes Gehirn und ein schwaches Sehvermögen; Mars legte sein Schwert nieder und kam zu ihr; Schwester Mond, sagte er, dieser Mann hat dich verärgert, aber ich bitte dich, nimm zur Kenntnis, dass er nur dumm ist; sei geduldig, ich will ihn mit meinem Kraut Wermut von beiden Gebrechen durch Antipathie heilen, denn du weißt, dass du und ich uns nicht einigen können. Da fing der Mond an zu streiten; Mars, der nicht viel von Frauenzungen hält, ging fort und tat es, ob sie wollte oder nicht.
Wer dies liest und versteht, was er liest, der hat ein Kleinod, das mehr wert ist als ein Diamant; wer es nicht versteht, der taugt ebenso wenig zum Arzt. In diesen Worten liegt ein Schlüssel, der, wenn er von weiser Hand gedreht wird, das Kabinett der Heilkunde aufschließt: Ich habe es so deutlich gesagt, wie ich konnte; es gilt nicht nur für Wermut, wie ich schrieb, sondern für alle Pflanzen, Bäume und Kräuter; wer es nicht versteht, ist meiner Meinung nach unfähig, Medizin zu praktizieren. Dies soll leben, wenn ich tot bin. Und so überlasse ich es der Welt und kümmere mich keinen Pfennig darum, ob sie es mögen oder nicht. Das Grab ist allen Menschen ebenbürtig, und deshalb wird es mich mit allen Fürsten gleichstellen; bis dahin ist die ewige Vorhersehung über mir: Dann wird mich die böse Zunge eines Schwätzers oder eines Menschen, der mehr Zunge als Verstand oder mehr Stolz als Ehrlichkeit hat, niemals stören. Die Weisheit wird durch ihre Kinder gerechtfertigt.
Und so viel zu Wermut...
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