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MELISSE (Melissa officinalis)

Aktualisiert: 29. Okt. 2023

Die Melisse ist eine der Pflanzen, die ich als erstes erkundet und für mich entdeckt, verwendet und genossen habe. Ich liebe sie sehr, sowohl als duftende, wohlschmeckende und heilsame Pflanze als auch ihr Wesen. Ja, ihr wunderschönes und sanftes Wesen...

Wenn ich sie mir als Mensch oder als Geist vorstelle, würde ich sagen, sie ist mit ihrem dezenten Fluidum unaufdringlich, versucht nicht Erstaunen und Aufmerksamkeit zu erregen mit farbenfroher und fulminanter Präsens. Nein, sie schmückt sich mit zarten unscheinbaren Blütchen und ihrem balsamischen schönem Duft mit einem Hauch von Citrus. Wäre sie meine Nachbarin, die immer freundlich über den GartenZaun grüßt, ich würde lächelnd zurück grüßen und sie still bewundern, weil mir scheint, sie genießt einfach ihr Dasein, einen schönen Sommertag mit einer leichten Brise und wenn es mal nicht so gut läuft: Stürme, nasse, karge oder dürre Tage, sie hält geduldig und wissend, dass es wieder anders kommt, durch. Sie macht einfach weiter, klagt nicht und beschwert sich nicht, weil sie erfahren ist und das Leben eben kennt. Durch all die Jahrtausende hindurch, hat sie erfahren und verstanden, dass Leben einfach leben heißt, so oder so, oder auch mal anders, mit vielen Variablen, Eventualitäten und Möglichkeiten. Ich glaube wirklich, dass sie all das in sich trägt, die schöne Melisse. All diese Erfahrungen, die ihren besonnenen, optimistischen und wohlwollenden Geist prägten und das sie das zu dem macht was sie ist, eine hervorragende Heilpflanze für allerlei Belange und körperliche Versehrtheit, die uns zudem wie nebenbei und scheinbar mühelos, zurück ins Gleichgewicht bringt, wenn uns eine Waagschale mit ihrer Last aus Sorgen, Ärger, Schmerz, Traurigkeit oder Groll nach unten zieht. Ich bin im übrigen der Meinung, dass sie das auch schafft ohne in Alkohol mit 79,5 Umdrehungen eingelegt zu sein, um in diesem Falle mal auf eine berühmte Rezeptur eines MelissenWässerchens anzuspielen. Das muss aber jeder selbst wissen. Ich weiß jedenfalls, was dabei rauskommen kann, wenn man das aus der Waagschale, also Sorgen, Ärger, Schmerz, Traurigkeit oder Groll mit Alkohol umrührt. Zudem bin ich nach vielen Beobachtungen völlig eins mit Rudolf Steiners Meinung, dass «Alkohol etwas mit den Pflanzen macht». Ich habe diese Meinung für mich ergänzt und sage: «Er macht sie besoffen». Ich habe einmal kurz bei einer Frau hospitiert, die fast ausschließlich hochprozentige Tinkturen herstellte. Als ich mal alleine in ihrem Arbeitsraum war, fiel mir auf, dass es seltsam still war. Bei mir schnattert und flittert immer alles. Die Hagebutte hätte gerne ein wenig VanilleZucker, die Kamille die immer ihr Füsschen ins Teewasser tippte, um zu prüfen ob es nicht zu heiß ist. Oh Güte, wie viel Zeit habe ich schon mit meinem KamillenBlütenGlas in der Hand damit verbracht, zu warten, bis das Wasser endlich abkühlt. Ich habe irgendwann beschlossen, sie nur noch in lauwarmen Wasser anzusetzen. Herr Beinwell mit seinem strengen Blick, findet sowieso alles Mist was ich mache (wir arbeiten dran und er wird auch immer milder), der lustige Gesell Borretsch hätte immer gerne einen kleinen Nachschlag, wenn es Sonntags «Suppe» (BrennNesselJauche) gibt, die BrennNessel selbst meint immer, ich soll mich nicht so anstellen und so weiter. Aber dort war es still. Als wir eines Tages Tinkturen herstellten und die Pflanzen frisch mit Alkohol übergossen, hatte ich für ein paar Stunden das Gefühl ich sitze in der Kneipe, ein Gejauchze und Gelalle war das! Und danach wurde es wieder still...

Für HILDEGARD VON BINGEN zum Beispiel war die Melisse so bedeutungsvoll als Heilpflanze, dass sie ihr die Heilkraft von 15 Kräutern zuschrieb. Sie setzte sie bei Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, rheumatischen Erkrankungen, Einschlaf-störungen, Magenbeschwerden und zur Stimmungsaufhellung und ebenso wie Plinius gegen den grauen Star ein. Sie schrieb in ihrer Physica über die Melisse: «Die Melisse ist warm und ein Mensch der sie isst, lacht gern, weil ihre Wärme die Milz berührt und daher das Herz erfreut wird. Aber wem das weiße im Auge wächst (weiße Hornhautflecken), der reiße sie mit der Wurzel aus der Erde, und die eben entwurzelte Pflanze lege er über Nacht in das Wasser einer sprudelnden Quelle, und dann erwärme er die Pflanze in einer Schüssel, nachdem sie aus dem Wasser genommen ist. Und so warm lege er sie auf jenes Auge. Und dies tue er während drei Nächten, und das Weiße in seinem Auge wird geheilt werden und verschwinden.» PARACELSUS sagte Folgendes über die Melisse: «Melisse ist von allen Dingen, welche die Erde hervorbringt, das beste Kräutlein für das HERZ.»


Die vielseitige Heilpflanze Melisse


PSYCHE:

Angstzuständen

Unruhezuständen, Einschlaf-und Durchschlafstörungen, Appetitlosigkeit

bei durch Stress verursachtem Herzrasen (zusammen mit Herzgespann)

Reizbarkeit Unruhezustände

psychische Wechseljahrbeschwerden


Melisse wirkt:

aufmunternd

beruhigend bei Überreiztheit

kühlend bei Überreiztheit

entspannend (ätherisches Melissenöl hat schlaffördernde und beruhigende Eigenschaften)

anregend bei Mutlosigkeit, Lustlosigkeit, trauriger Stimmung, Depressionen usw.

tonisierend und ausgleichend


KÖRPER:

Asthma Erkältung, Grippe, alle Grippesymptome, wie Husten, Schnupfen, Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost

Bronchitis

Magenkrämpfe, Magenleiden, Blähungen Übersäuerung des Magens, Sodbrennen

Gallenbeschwerden nervöse Herzbeschwerden, lindernd bei allen Blutdruckunregelmässigkeiten Geschwüre, Wunden, Quetschungen Gicht

Rheumatische Erkrankungen Ischiasleiden Lippen-Herpes

Gürtelrose (Aufsprühen von Melissenhydrolat-Destilat) Menstruationsbeschwerden, Unterleibskrankheiten, Übelkeit in der Schwangerschaft, Wechseljahrbeschwerden Migräne, Kopfschmerzen Neuralgien Ohrenschmerzen, Zahnschmerzen Insektenstiche Augenringe Blutergüsse

Muskelverspannungen- und Krämpfe & Muskelkater


Melisse wirkt:

antibakteriell

antiviral

antimykotisch entzündungshemmend

krampflösend, kühlend Menstruations-fördernd schmerzstillend schweisstreibend

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Melisse: Ätherische Öle: (Citral, Citronellal, Linalool, Geraniol

und Aldehyde) Gerbstoffe, Bitterstoffe, Harz, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine, Thymol und Vitamin C


Aus der «De Materia Medica» von Pedanius Dioscurides

Melissa altissima (Labiatae) - Hohe Melisse Melissa officinalis (Labiatae) - Melisse Das Melissophyllon, welches Einige, auch Melittaina nennen [Andere Melittaion, Meliphyllon, Erythra, Temele, die Römer Apiastrum, auch Citrago, die Gallier Meriseimorion].

Es wird so genannt, weil die Bienen sich an der Pflanze ergötzen. Ihre Blätter und Stengelchen gleichen denen der vorher genannten Ballote (Schwarzer Andorn), sie sind jedoch größer und zarter und nicht so behaarte riechen aber nach Zitronen. Die Blätter mit Wein getrunken und als Kataplasma sind ein gutes Mittel gegen Skorpionund Spinnenstiche und Hundsbisse. Auch ihre Abkochung als Bähung dient gegen dieselben Übel. Ferner ist sie als Sitzbad zur Beförderung der Katamenien wohl angebracht, als Mundspülwasser bei Zahnschmerzen und als Klistier bei Dysenterie; die Blätter mit Natron getrunken helfen denen, die durch den Genuß von (giftigen) Pilzen gepeinigt werden und gegen Leibschneiden, im Leckmittel auch den an Orthopnöe Leidenden. Mit Salz als Kataplasma zerteilen sie Drüsen am Halse und reinigen Geschwüre, Gelenkschmerzen besänftigen sie als Umschlag


Aus «The Complete Herbal» von Nicholas Culpeper

MELISSE – engl. Balm

Dieses Kraut ist so bekannt, dass es fast in jedem Garten zu finden ist, dass ich es nicht zu beschreiben brauche, obwohl seine zahlreichen Tugenden nicht ausgelassen werden dürfen. Herrschaft und Tugenden]. Es ist ein Kraut des Jupiters und des Krebses und stärkt die Natur sehr in allen ihren Handlungen. Ein Sirup[16] aus seinem Saft und Zucker (wie ihr am Ende dieses Buches erfahren werdet) soll in jedem Haus einer Edelfrau aufbewahrt werden, um die schwachen Mägen und kranken Körper ihrer armen, kränklichen Nachbarn zu lindern; ebenso das Kraut, das trocken im Haus aufbewahrt wird, damit ihr es mit anderen geeigneten Mitteln zu einem Wässerchen mit Honig machen könnt, je nach der Art der Krankheit, wie ihr am Ende meines Buches erfahren werdet. Die arabischen Ärzte haben seine Tugenden in den höchsten Tönen gepriesen, während die Griechen es nicht für erwähnenswert hielten. Seraphio sagt, es mache den Geist und das Herz fröhlich und belebe das Herz, vertreibt Mattigkeit und Ohnmacht, vor allem bei solchen, die vom Schlaf übermannt werden, und vertreibt alle lästigen Sorgen und Gedanken aus dem Geist, die von Melancholie oder schwarzer Galle herrühren; was auch Avicen bestätigt. Es ist sehr gut, um die Verdauung zu fördern und Verschlüsse im Gehirn zu öffnen, und hat so viel reinigende Qualität in sich (sagt Avicen), dass es die melancholischen Schwaden aus den Geistern und dem Blut vertreibt, die sich im Herzen und in den Arterien befinden, obwohl es dies in anderen Teilen des Körpers nicht tun kann. Dioskurides sagt, dass die in Wein eingeweichten Blätter, der getrunkene Wein und die äußerlich aufgetragenen Blätter ein Heilmittel gegen die Stiche eines Skorpions und die Bisse wütender Hunde sind, und empfiehlt die Abkochung davon für Frauen zum Baden oder Sitzen, um ihre Gänge zu erhalten. Es ist gut, schmerzende Zähne damit zu spülen, und nützlich für diejenigen, die den Blutsturz haben. Die Blätter sind auch, mit ein wenig Salpeter (Anm.d. Ü.: es kann auch Natron gemeint sein) in Trunk genommen, gut gegen das Gift der Pilze, hilft gegen die drückenden Schmerzen des Bauches; und zu einem Elektuarium gemacht, ist es gut für die, die ihren Atem schlecht holen können: Mit Salz verwendet, nimmt es Wens, Kerne, oder harte Schwellungen im Fleisch oder Hals weg. Es reinigt faulige Wunden, und lindert Schmerzen der Gicht. Er ist gut für die Leber und die Milz. Ein Balsam oder Caudle (Haferflockenspeise) , das mit Eiern und Saft der jungen Melisse zubereitet wird, mit etwas Zucker und Rosenwasser versetzt, ist gut für Frauen während der Geburt, wenn die Nachgeburt nicht gründlich ausgeschieden ist, und für ihre Ohnmachtsanfälle während oder nach den schmerzhaften Wehen. Das Kraut, zerkleinert und in ein wenig Wein und Öl gekocht, und warm auf ein Geschwür gelegt, wird es reifen, und es brechen.


Quellen:

«Culpeper's complete herbal» von Nicholas Culpeper, «De Materia Medica» von Pedanius Dioskurides, «Physica» von Hildegard von Bingen





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