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AutorenbildMaren Kunst

«Eine Maus!!!»

Aktualisiert: 16. Mai

Text: deutsch/english


Aus "Durch den Kreis eines Jahres, bis in alle Zeiten". Die Episode "Eine Maus!!!" findet auf der wunderschönen kleinen Insel Sri Lanka statt. Marie, die bereits aus "Herr Hund & das Mädchen" bekannt ist, reist und erkundet die Insel und lernt die Heilmethode Ayurveda kennen.



...Marie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die üppige und andersartige Pflanzenwelt, die kleinen und scheinbar immer freundlichen Menschen, Tiere, die sie noch nie gesehen hatte, zum Beispiel handgroße, schwarz glänzende Kakerlaken, Geckos, die scheinbar jede Wand verzierten, die würzigen Düfte der Speisen, die Kühe, die vor allem was fuhr und ging den Vortritt hatten und diese prächtige Farbenwelt, begossen ihren neugierigen Geist und ihre hungrigen Sinne. Juchzend und voller Herzensfreude stand sie eines Tages auf einer ihrer Erkundungstouren vor «Tschanti», einer freundlichen Elefantenkuh, mit der sich Marie natürlich sofort anfreundete und ihr täglich Bananen, Mangos und Melone vorbei brachte, um ihr die Arbeitspausen zu versüßen. Tschanti half nämlich einigen Bauern im Dorf Hikadoula, in dem Marie Quartier bezogen hatte, gelegentlich bei der Feld- und Plantagenarbeit.

Bei einem ihrer täglichen Besuche bei der sanftmütigen und gutmütigen kolossalen Dame erzählte der junge Bauer Ashwa die Geschichte wie Tschanti in ihr Dorf gekommen war und Marie war angestrengt bemüht ihre Impulse und ihre natürliche Fröhlichkeit in Zaum zu halten. Sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht ungezwungen loszulachen oder eine unbedachte Bemerkung zu machen und damit eventuell Tschantis Gefühle zu verletzten. Die stand nämlich neben ihr und verputzte Maries mitgebrachte Leckereien.

Tschanti wurde als Elefantenkalb nämlich für das Corps der Tempelelefanten in Kandy auserkoren und jahrelang in gesegnetem, geduldigen und liebevollen Training für die Parade des jährlichen «Esala Perahera», dem Kandy-Zahn Festival oder Festival of the Tooth ausgebildet. Dieses Fest stellt eines der religiösen Hochfeste Ceylons dar. Es gibt auf Ceylon kaum einen Einheimischen und sei er noch so arm und muss jahrelang für die Reise sparen, der diesem Fest nie beigewohnt hatte. Tschanti war eine Ausnahmeschülerin, gelehrig, willig, gehorsam und nervenstark. Sie verstand ihre auserwählte Aufgabe und wollte sie zum allerbesten erfüllen. Besonders die Nervenstärke sei eine ganz wichtige Eigenschaft, erklärte Ashwa, da die Parade durch tausende von Zuschauern, Trommeln, Feuer, Tanz und Gesänge diese Eigenschaft den Elefanten unbedingt abforderte. Bewundert und bestaunt von den Zuschauern zieht dann der Tross der majestätischen Tiere, hochdekoriert und mit kostbarem Geschmeide geschmückt, durch die Stadt, bis zu seinem Ziel, dem Zahntempel. Der Legende nach, befindet sich im Altar des Tempels in einer Schatulle ein Zahn Buddhas. Die Esala Perahera in Kandy wird gefeiert, um eben diese heilige Zahnreliquie, sowie die vier «Wächter-götter» Natha, Vishnu, Kataragama und die Göttin Pattini zu ehren. Als eine der erfahrensten Elefanten führte Tschanti nicht selten diese Parade an. So auch bei der Prozession vor vier Jahren. Stolz und bedächtig schritt Tschanti voran und die Menge folgte ihr. Kurz vor dem Ziel, eine Straßenecke vom Tempel entfernt, mischte sich noch jemand in den Zug, eine kleine Maus. Mit flinken Pfoten kreuzte der kleine Nager Tschantis Weg und wollte anscheinend als erster am Ziel sein. Tschanti blieb stehen, ihr Herz fing an zu donnern und in ihren Augen war vor Panik nur noch Weißes zu sehen. Sie riss ihren Rüssel hoch, trompetete Alarm und trampelte mit ihren vier Beinen auf der Stelle, wo sie das entsetzliche Getier gesehen hatte, im Kreis herum . Ihr Reiter konnte sie nicht halten und brachte sich mit einem Sprung von ihrem Hals in Sicherheit. Ihre Gefährten witterten nun ebenfalls Gefahr und wurden unruhig. Tschanti war sich nicht sicher, ob sie das widerliche Tier zerstampft oder zu mindestens in die Flucht geschlagen hatte und rannte panisch in die Nacht hinein. Auf ihrer Flucht durch die Stadt kam, dem Himmel und Buddha sei dank, niemand groß zu Schaden, was man von den geschmückten Straßen und Gassen jetzt so nicht sagen konnte. Es dauerte wohl zwei Tage bis Tschantis Fluchtschneise wieder aufgeräumt war.

Wie lange das arme Tier nun eigentlich umher irrte und wie sie die recht weite Strecke von Kandy bis Hikadoula unbemerkt hatte wandern können, bleibt wohl Tschantis Geheimnis. Die Angelegenheit in Kandy war wochenlang Gesprächsthema Nummer Eins auf der kleinen Insel. Sicher schämte und grämte sich die arme Tschanti fürchterlich. Es war Ashwas Vater mit ein paar anderen Bauern und Waldarbeitern die Tschanti ungefähr 6 Wochen nach der Prozession völlig abgemagert, aber immer noch in ihr rot-goldenes Gewand gehüllt im Wald fanden und sie liebevoll in ihre Obhut nahmen.


Zärtlich und mit sehr viel Liebe im Herzen, schmiegte sich Marie an die schmausende Dame und streichelte ihre gewaltige Stirn: «Nur jemand, der tapfer, stolz und mutig voran geht, weiß, wie sich wahre Angst anfühlt. Ein notorischer Feigling oder Mitläufer wird das nie verstehen» und drückte Tschanti noch einen großen Kuss auf den Rüssel. Plötzlich blitzte es in den Augen der riesigen Elefantenkuh. Sie richtete ihre Ohren auf, hob ihren Rüssel und verkündete Hikadoula, der gesamten Umgebung bis hin ins weit entfernte Kandy mit einem ohrenbetäubenden Signal ihre ganze Präsenz.

Tschantis Unterhalt wurde zum größten Teil vom Tempel in Kandy bezahlt. Dort war sie keinesfalls geächtet und immer noch ein ehrenwertes Mitglied der Elefantenbrigade. Ihr persönlicher Trainer und Pfleger, ein Mönch des Tempels, besuchte und segnete sie regelmäßig. Die Wohlgesonnenheit und der Dienst der Elefanten wurde von vielen erst nach Tschantis finalem Gang begriffen. Aber der Mönch segnete auch die kleine Maus, die Tschanti Anlass bot ein neues ungezwungenes Leben in liebevoller Obhut zu beginnen und zu genießen.

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«A mouse!!!»


A couple of episodes of "Through the circle of a year, beyond all times" set in Sri Lanka, that is, on the beautiful little island that I myself love very much. Marie, who is already know from "Mister Dog and the Maid", travels and explores the island and learns about the healing method Ayurveda.


...Marie couldn't get out of her amazement. The lush and different plant life, the small and seemingly always friendly people, animals she had never seen before, for example hand-sized black shiny cockroaches, geckos that seemed to decorate every wall, the spicy smells of the food, the fact that everything that drove and walked gave primacy to the cows and this magnificent world of colours, doused her curious mind and hungry senses. Crowing and full of heartfelt joy, she stood one day on one of her exploratory tours in front of «Tschanti», a friendly elephant cow, with whom Marie of course immediately befriended. She brought her bananas, mangoes and melon every day to sweeten her breaks at work. Tschanti occasionally helped some farmers in the village of Hikadoula, where Marie had taken up quarters, with field and plantation work.

During one of her daily visits to the gentle and good-natured colossal lady, the young farmer Ashwa told the story of how Tschanti had come to her village and Marie strained to keep her impulses and natural cheerfulness in check. She had to bite her lower lip to keep from laughing unceremoniously or making a thoughtless remark that might hurt Tschanti's feelings. The latter silicide was standing next to her, eating Marie's treats. Tschanti was chosen as an elephant calf for the Temple of the Tooth elephant corps in Kandy and trained for years in blessed, patient and loving training for the parade of the annual "Esala Perahera", the Kandy Tooth Festival or Festival of the Tooth. This festival represents one of Ceylon's religious High Festivals. There is hardly a local in Ceylon, no matter how poor and how long having to save for years for the journey, who has never attended this festival. Tschanti was an exceptional pupil, docile, willing, obedient and with strong nerves. She understood her chosen task and wanted to fulfil it to the very best of her ability. Especially the strong nerves were a very important quality, Ashwa explained, because the parade through thousands of spectators, drums, fire, dance and songs absolutely demanded this quality from the elephants. Admired and marvelled at by the spectators, the parade of majestic animals, highly decorated and adorned with precious jewellery, then marches through the city to its destination, the Temple of the Tooth. Legend has it that a Buddha's tooth is kept in a casket in the temple's altar. The Esala Perahera in Kandy is celebrated to honour this sacred tooth relic, as well as the four "guardian gods" Natha, Vishnu, Kataragama and the goddess Pattini.

As one of the most experienced elephants, Tschanti not infrequently led this parade. This was also the case at the procession four years ago. Proudly and deliberately, Tschanti walked ahead and the crowd followed her. Shortly before the finish, a street corner away from the temple, someone else joined the procession, a small mouse. With nimble paws, the small rodent crossed Tschanti's path and apparently wanted to be the first to reach the destination. Tschanti stopped, her heart began to thunder and her eyes were all white with panic. She jerked up her trunk, trumpeted an alarm and stomped around in circles with her four feet on the spot where she had seen the horrible creature. Her rider could not hold her and jumped off her neck to safety. Her companions now also sensed danger and became restless. Tschanti was not sure whether she had trampled the disgusting animal or at least put it to flight and ran off into the night in a panic. Thanks to heaven and Buddha, no one came to any great harm on her escape through the city, which could not be said of the decorated streets and alleys now. It must have taken two days for Tschanti's swath of escape to be tidy up again.

How long the poor thing had been wandering around and how she had been able to walk the long distance from Kandy to Hikadoula unnoticed remains Tschanti's secret. The affair in Kandy was the number one topic of conversation on the small island for weeks. No doubt poor Tschanti felt terribly ashamed and sorry about the whole thing. It was Ashwa's father with a few other farmers and forest workers who found Tschanti in the forest about 6 weeks after the procession, completely emaciated but still wearing her red and gold robe, and took her lovingly into their care. Tenderly and with a lot of love in her heart, Marie snuggled up to the feasting lady and stroked her enormous forehead: "Only someone who goes ahead bravely, proudly and courageously knows what true fear feels like. A notorious coward or conformist will never understand" and pressed another big kiss on Tschanti's trunk. Suddenly there was a flash in the eyes of the huge elephant cow. She straightened her ears, raised her trunk and announced her entire presence to Hikadoula, to the entire surrounding area, all the way to Kandy far away, with a deafening signal.


Tschanti's upkeep was largely paid by the temple in Kandy. There she was by no means ostracised and was still an honourable member of the elephant brigade. Her personal trainer and caretaker, a monk of the temple, visited and blessed her regularly. The elephants' benevolence and sense of duty was understood by many only after Tschanti's final walk. But the monk also blessed the little mouse, which gave Tschanti reason to start and enjoy a new unconstrained life in loving care.

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Autor: Maren Kunst

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