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Die KAPUZINERKRESSE (Tropaeolum majus)

Die rankende Schönheit mit ihren leuchtend gelb- bis orangefarbenen Blüten gehört zu den weitgereisten Atlantiküberquerern. Ihre Heimat sind die Gebirgen von Mexiko und die Anden mit ihren nährstoffreichen Ebenen. Es sind mehr als 90 Arten ihrer Gattung bekannt, doch weltweit verschönert hauptsächlich die Große Kapuzinerkresse die Gärten und wurde und wird seit ihrer Ankunft in der Alten Welt im 17. Jahrhundert auch als Nahrung und Speisendekoration sehr geschätzt.

Wie beinahe alle Errungenschaften aus der Neuen Welt, egal ob Mensch, Tier, Pflanze oder Artefakte wurde auch die Kapuzinerkresse als erstes mal christianisiert und erhielt ihren Namen, da die Blüte den Kapuzen der Mönche ähneln sollte. Ich finde das genauso wenig zutreffend, wie das angebliche Gleichnis der Blüte der Passionsblume mit der Dornenkrone Jesus', die als Abbild des Leiden Christi so genannt wurde. Bis jetzt ist es mir nicht gelungen, die ursprünglichen Namen beider Pflanzen, also so wie Olmeken, Inkas und Mayas sie nannten, herauszufinden. Ich suche weiter.


Den Lotuseffekt ihrer Blätter könnte man als Signatur für ihre bakterien-, viren und pilzwidrigen Heilwirkungen verstehen. Ihre Blätter sind mit Wachs überzogen, so dass Wasser sofort tropfenförmig abläuft und die Blätter somit immer trocken und sauber bleiben.

Verantwortlich für ihre speziell antimykotische und antibakterielle Wirkung sind die reichlich in den Blättern enthaltenen und von der Pflanze als Fraßschutz produzierten Senfölglycoside.

Ohne den Inhaltsstoff Senföl spezifizieren zu können und zu kennen, wurden Pflanzen, wie eben die Kapuzinerkresse, Rettich oder Meerrettich, in denen er reichlich vorhanden ist, seit Jahrhunderten zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege (Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung), der Haut und Harnwege (Blasenentzündung) eingesetzt. Äußerlich angewendet nutzte und nutzt man die durchblutungsfördernde Wirkung der Senföle bei Prellungen und Zerrungen.


Senfölglykoside sind natürliche Antibiotika

Senfölglykoside sind chemische Verbindungen, die Stickstoff und Schwefel enthalten, welche aus Aminosäuren gebildet werden. Es handelt sich um sekundäre Pflanzenstoffe. Sie sorgen für den typischen zugleich scharfen und bitteren Geschmack der Kapuzinerkresse, aber auch von Rettich, Senf, Meerrettich und Kohl. Senfölglykoside sind hoch wirksam gegen Bakterien. Diese Stoffe, gewonnen aus Kapuzinerkresse und Meerrettich, dienen in der Medizin dazu, Atemwegserkrankungen und Harnwegsinfekten vorzubeugen. Außerdem hemmen sie Entzündungen. Das in der Kapuzinerkresse vorhandene Senfölglykosid Glucotropaeolin (GTL) kommt ansonsten in Gartenkresse, Knoblauchranke, Meerrettichbaum und Maca vor.

Die Dosis macht das Gift: Niedrige Konzentrationen hemmen bakterielles Wachstum, höhere können die Organismen sogar abtöten, doch gibt es eine Obergrenze: Zu hohe Mengen schädigen auch menschliche Zellen. Dennoch haben sie einen Vorteil: während viele Bakterien gegen Antibiotika resistent geworden sind, wurden gegen Senföle bisher keine Resistenzen festgestellt!

Doch damit nicht genug. Die Kapuzinerkresse enthält, und zwar im reichlichen Maße, noch ein weiteres Kleinod in ihrer Schatzkiste der Pflanzeninhaltsstoffe – das Vitamin C.

Zusammen mit Zitrusfrüchten, dem Löffelkraut und dem Scharbockskraut (Scharbock ist ein alter Name für Skorbut) tat die Kapuzinerkresse unschätzbare Dienste auf den Schiffen der Seefahrer. Als hübsche Dekoration dürfte sie ab dem 18.Jahrhundert das eine oder andere Schiff verschönert haben. Die Samen lassen sich einfach lagern, und Kapuzinerkresse lässt sich mit der richtigen Erde auch gut auf Schiffen ziehen. Man stellte nämlich fest, dass sie zusammen mit den oben genannten Pflanzen und vielen Gemüsepflanzen gegen Skorbut half. Skorbut wurde bereits im 2. Jahrtausend vor der Zeitenwende in Ägypten als Krankheit beschrieben. Später schrieben der griechische Arzt Hippokrates und der römische Autor Plinius der Ältere ebenfalls darüber. Doch erst im 18. Jahrhundert konnte die Ursache der Krankheit, die insbesondere Arme und eben Seefahrer dahin raffte, als eine Nährstoffmangelerkrankung erkannt werden. Insbesondere auf langen Seereisen endete die Krankheit oft tödlich. So verlor zum Beispiel der Seefahrer Vasco da Gama auf einer Reise, von seiner 160 Mann Besatzung etwa 100 Mann durch Skorbut. Das es sich hierbei um eine Vitamin C Mangelerkrankung handelte, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Vitamine klar. In den Jahrhunderten zuvor wurde nur durch Versuche und Erfahrungen erkannt, dass bestimmte Pflanzen (die heute als besonders Vitamin C-haltig gelten) der Krankheit und ihren Symptomen entgegen wirkten.

Die Heilwirkung der Kapuzinerkresse:

Infekte der ableitenden Harnwege, Blasenentzündung (begleitend, auch vorbeugend)

Katarrhe der oberen Luftwege, Bronchitis, Schnupfen, Entzündung der Gaumenmandeln und Nebenhöhlen (begleitend, auch vorbeugend)

träge Verdauung und Verstopfung

Muskelschmerzen- und Verspannungen (äußerlich)

leichte Hautverletzungen, Hautausschläge und Akne

Kapuzinerkresse wirkt:

antibakteriell

antimykotisch

antiviral

immunstimulierend

durchblutungsfördernd blutreinigend menstruationsfördernd schleimlösend


Die Inhaltsstoffe der Kapuzinerkresse:


Kraut:

ätherisches Öl: Benzylglucosinolat (= Glucotropaeolin), das durch das Enzym Myrosinase zu Benzylisothiocyanat (= Benzylsenföl) umgesetzt wird.

organische Säuren: Oxalsäure

Vitamine: Vitamin C (Blätter und Blüten)

Polyphenole: darunter Chlorogensäure, Quercetinglucosid

Enzyme: Myrosinase, β-Glucosidase, β -Galactosidase, β-Fructofuranosidase, α -1,1-Glucosidase (= Trehalase)


Blüten:

Anthocyane vom Cyanidin- und Pelargonidintyp

Carotinoide: Lutein und Zeaxanthin, α -, β- und γ-Carotin


Früchte:

Chlorogensäuren

Cucurbitacine B, D und E

Öle (Samen) mit folgenden Fettsäuren: Erucasäure (= 13-cis-Docosensäure), 11- cis-Eicosensäure, Ölsäure, Linolsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure

Die Kapuzinerkresse enthält in allen Teilen Eisen, Kalium, Magnesium, Schwefel und Phosphor.


Die Großen Kapuzinerkresse wurde 2013 «Arnzeipflanze des Jahres».


Aus THE COMPLETE HERBAL von Nicholas Culpeper

Kapuzinerkresse, Aquaticum, Hortense. Brunnenkresse und Gartenkresse. Gartenkressen sind heiß und trocken im vierten Grad, gut für den Skorbut, Ischias, harte Schwellungen, doch bereiten sie Unbehagen im Bauch, lindern Schmerzen der Milz, erregen Lust. Dioskurides. Die Wasserkresse ist heiß und trocken, reinigt das Blut,[242] hilft bei Skorbut, regt den Harn und die Menstruation an, bricht den Stein, hilft bei der Grünkrankheit, verursacht eine frische lebendige Farbe.

Kapuzinerkresse Alhum, Thlaspie. Sirup-Senf. Heiß und trocken im dritten Grad, reinigt heftig, gefährlich für schwangere Frauen. Äußerlich wird es mit Erfolg bei der Gicht angewendet.

Kapern aus Kapuzinerkresse-Samen

Die Samen der Kapuzinerkresse kann man in Essig konservieren und in der Küche wie Kapern verwenden. Die jungen Samenkapseln in einem sterilisierten Glas mit Schraubverschluss schichten, mit Salz bestreuen und dieses mit Wasser befeuchten. Das Glas schütteln und eine Woche in den Kühlschrank stellen. Dann in einem Sieb mit Wasser abspülen, die falschen Kapern wieder ins Glas geben, bis zum Rand mit Essig befüllen, verschließen und kühl lagern.


Quellen: heilpraxisnet.de, «The Complete Herbal» von Nicholas Culpeper

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